Zahl der Nachweise und Todesfälle steigt weiter |
Wie schon der SARS-Erreger 2002 breitet sich das neuartige Coronavirus auch über den Flugverkehr aus. / Foto: Getty Images/chuyu
Die neue Lungenkrankheit in China hat weitere Patienten das Leben gekostet. Insgesamt seien nun sechs Todesfälle bestätigt, teilte die Gesundheitsbehörde der Metropole Wuhan am Dienstag mit. Zudem wurden 77 weitere Infektionen gemeldet, wie der Staatssender CCTV berichtete. Damit gibt es nun in China offiziell 291 bestätigte Fälle seit Beginn des Ausbruchs im Dezember. Am Dienstag meldete zudem Taiwan die Erkrankung einer etwa 50-jährigen Taiwanesin. Zuvor waren bereits Nachweise aus Thailand, Japan und Südkorea bekannt geworden. Betroffen waren stets Menschen, die zuvor in China waren.
In Europa ist noch kein Fall aufgetreten. Das Risiko für die Bevölkerung in Deutschland wird vom zuständigen Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin derzeit als «sehr gering» eingestuft. Diese Einschätzung könne sich aber aufgrund neuer Erkenntnisse kurzfristig ändern. «Wir müssen uns in Deutschland darauf vorbereiten, dass es zumindest in Einzelfällen auch zu Einschleppungen der Erkrankung kommt», sagte der Berliner Virusforscher Professor Dr. Christian Drosten. «Kliniken müssen dann darauf vorbereitet sein, die Patienten zu isolieren.»
Am Montag hatten die chinesischen Behörden mitgeteilt, dass eine Übertragbarkeit des Erregers von Mensch zu Mensch bestätigt wurde. Zudem wurde bekannt, dass auch medizinisches Personal betroffen ist. Das Virus sei bei mindestens 15 Krankenhausangestellten in Wuhan nachgewiesen worden, hieß es später. Für Experten ist es ein wichtiger Indikator, ob Ärzte und Pfleger von einer neuen Erkrankung betroffen sind: Infizieren sich viele von ihnen, ist das ein Hinweis auf eine leichte Übertragbarkeit.
Momentan werden die meisten Fälle weiterhin aus der 11-Millionen-Metropole Wuhan gemeldet. Nach derzeitiger Annahme soll das neuartige Coronavirus auf einem dortigen Markt auf den Menschen übergesprungen sein, von welcher Tierart, ist bisher nicht bekannt.
Mit der gerade laufenden Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest am kommenden Samstag wächst die Gefahr einer Ausbreitung des Virus. Bei der größten jährlichen Völkerwanderung sind einige Hundert Millionen Chinesen unterwegs. Asiatische Nachbarn und mehrere Flughäfen in anderen Ländern weltweit haben inzwischen Fieberkontrollen bei der Einreise aus Wuhan eingeführt. Das italienische Gesundheitsministerium kündigte an, Verdachtsfälle an Bord in Rom landender Flugzeuge aus Wuhan künftig zu überprüfen. Piloten sollen demnach Passagiere mit entsprechenden Symptomen melden. Diese würden dann sofort in das nationale Institut für Infektionskrankheiten in Rom gebracht, hieß es.
Auch in Australien werden Reisende kontrolliert. Es gibt drei Direktflüge in der Woche von Wuhan nach Sydney, jeder Flug soll von einem Expertenteam empfangen werden. In Brisbane wurde zudem ein Verdachtsfall untersucht: Dort ist ein Mann, der kürzlich seine Familie in Wuhan besucht hatte und Symptome zeigte, in seinem Haus abgeschirmt. Tests sollten klären, ob er mit dem neuartigen Virus infiziert ist.
Die WHO hat wegen der Lungenkrankheit ihren Notfallausschuss einberufen, der am Mittwoch tagen wird. Sollte die WHO einen internationalen Gesundheitsnotstand ausrufen, empfiehlt sie damit schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche. Dazu können unter anderem Grenzkontrollen und das Einrichten spezialisierter Behandlungszentren gehören. Derzeit empfiehlt die WHO keinerlei Reise- oder Handelsbeschränkungen, gibt aber Hinweise zu generell einzuhaltenden Hygiene- und Verhaltensregeln für Reisende nach Wuhan in China. Auch das RKI hat bereits Empfehlungen herausgegeben.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.