Pharmazeutische Zeitung online
Männergrippe

XY ungelöst

Die Männergrippe ist bekanntlich eine überaus gefährliche Erkrankung, die ausschließlich Männer ereilt. Doch wo kommt sie eigentlich her? Und was soll man am besten dagegen tun? Eine Glosse von PZ-Chefredakteur Sven Siebenand.
Sven Siebenand
01.08.2020  08:00 Uhr

Ist das Dilemma mit der Empfänglichkeit für die Männergrippe dem Y-Chromosom anzukreiden? Das ist noch nicht geklärt. XY ungelöst sozusagen. Für die Forschung gibt es hier noch viel zu tun. Wagen wir mal einen Blick über den Tellerrand und fragen den örtlichen Vogelzüchterverein um Rat. Lassen sich typische Männergrippe-Symptome auch beim Wellensittich Hansi, beim Veilchenlori Bubi oder beim Zebrafinken Tarzan beobachten? Falls ja, könnte dies das Y-Chromosom entlasten. Denn Hansi, Bubi, Tarzan und die ganze männliche Vogelschar besitzen gar kein Y-Chromosom, sondern zwei Z-Chromosomen.

Festzuhalten bleibt: Solange nicht exakt geklärt ist, warum die Dinosaurier ausgestorben sind, darf man auch die Männergrippe nicht verharmlosen. Spätestens seit Grönemeyers Gruppen-Outing wissen es doch alle: Männer sind so verletzlich. Da wundert man sich schon, warum noch keine Firma auf die Idee gekommen ist, eine Erkältungsmittel-Serie speziell »Für Ihn« zu entwerfen. Enthaarungscreme und Lippenpflege für Männer gibt es ja auch schon längst.

In der Apotheke ließe sich ein Portfolio »just for men« ganz einfach umsetzen: Man nehme Irisch Moos statt Isländisch Moos und zack ist die männliche Halslutschtablette fertig. Und hat bei der Olynth-Schnupfenmittel-Familie noch jemand den Überblick? Ein Olynth maskulin mit Bier- oder wahlweise auch Grillaroma-Zusatz für verstopfte Männernasen fehlt gerade noch.

Noch mal zurück zum Gruppen-Outing: Männer sind so verletzlich. Eine sanfte Medizin gegen die Männergrippe wäre also genau das Richtige. Sinusitis XY könnte das Präparat heißen. Enthalten sind darin lauter exotische Dinge, von denen Mann noch nie gehört hat. Das alles natürlich nur in homöopathischen Dosen, zigtausendmal verdünnt. Schaden kann so was jedenfalls nicht.

Mehr von Avoxa