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Neue Omikron-Variante

XBB.1.5 hat Deutschland schon erreicht

Die neue Omikron-Sublinie XBB.1.5, die sich zurzeit in den USA ausbreitet, ist auch in Deutschland eingetroffen. Sie könnte schon bald dominierend werden. Welche Entwicklung ist abzusehen?
dpa
09.01.2023  15:00 Uhr

Die Sublinie XBB.1.5 der Coronavirus-Variante Omikron könnte sich nach Einschätzung von Experten in den kommenden Wochen und Monaten auch in Europa und Deutschland ausbreiten. »Man kann mit einiger prognostischer Sicherheit sagen, dass die Variante auch bei uns die dominante Variante werden wird«, sagte der Bremer Epidemiologe Professor Dr. Hajo Zeeb. Anlass zu großer Sorge gebe es aber nicht. »Wir sehen zwar etwas mehr Fälle in den USA, aber da läuft keine gigantische Welle ab.«

XBB.1.5 habe im Nordosten der USA schnell an Häufigkeit zugenommen und dominiere dort seit Mitte Dezember das Infektionsgeschehen, sagte Professor Dr. Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel. Außerhalb des Nordostens der USA sei die Variante noch seltener verbreitet, der Anteil nehme aber zu.

Hohe Infektiosität

»Die grundsätzliche Variante ist seit Oktober bekannt«, sagte Zeeb, der Leiter des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung ist. Die Besonderheit von XBB.1.5 sei die noch mal höhere Infektiosität. »Die war bei Omikron schon entwickelt, XBB.1.5 toppt das jetzt noch mal.« Die Sublinie sei so leicht übertragbar wie keine der bisher bekannten Varianten, hatte die Corona-Spezialistin Maria van Kerkhove von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Mittwoch in Genf gesagt. Es werde angenommen, dass XBB.1.5 einen »großen Wachstumsvorteil« gegenüber den zuvor zirkulierenden Linien in Nordamerika und Europa habe, teilte die EU-Gesundheitsbehörde ECDC am Donnerstag mit. Diese Annahme sei aber noch mit erheblichen Unsicherheiten verbunden.

Neher zufolge gibt es bisher wenig Informationen über den Schweregrad von Erkrankungen mit der neuen Sublinie. Fälle und Krankenhausaufenthalte hätten in den gesamten USA zugenommen, nicht nur in Regionen, in denen XBB.1.5 vorherrsche, sagte der Experte. Das sei zumindest ein erster Hinweis darauf, dass sich der Schweregrad von XBB.1.5-Infektionen nicht wesentlich von dem anderer aktuell kursierender Varianten unterscheide.

Was bedeutet XBB.1.5 für Deutschland?

»XBB.1.5 trifft auf eine wieder nachlassende Immunität von Menschen, deren Impfung oder Infektion schon länger zurückliegt«, erklärte Zeeb. »Erst in den USA und in der Folge dann auch bei uns in Deutschland.« Allerdings sei die Zahl der Nachweise von XBB.1.5 in Deutschland zurzeit noch sehr gering. »Da muss man noch nicht über neue Maßnahmen nachdenken.«

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts wurde die Sublinie Ende November das erste Mal in einer Stichprobe in Deutschland nachgewiesen. Laut ECDC könnte sie zunehmenden Einfluss auf die Zahl der Coronafälle in Europa haben, allerdings nicht schon innerhalb des nächsten Monats, da sie derzeit erst in geringem Umfang vorkomme.

Die Häufigkeit von XBB.1.5 habe sich etwa jede Woche verdoppelt, teilte Neher mit. Wenn sich dieser Trend fortsetze, könne man in der ersten Januarhälfte einen Anteil von drei bis sechs Prozent erwarten.

Wichtig sei, die Entwicklung genau zu beobachten, sagte Zeeb. Die fortlaufende Sequenzierung von Proben sei sehr wichtig und müsse auf hohem Niveau beibehalten werden. Dafür müsse man europaweit zusammenarbeiten. »Es sollte ein guter Anteil von Fällen aus allen Ländern sequenziert werden. Das ist wichtig, um dann wirklich relevante Veränderungen möglichst frühzeitig zu erkennen.«

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