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Astra-Zeneca und Biontech

Wohl guter Schutz durch Impfstoff-Kombination

Welchen Effekt die Boosterung des Vektorimpfstoffs Vaxzevria® von Astra-Zeneca mit einem mRNA-Impfstoff wie Comirnaty® hat, ist momentan noch wenig erforscht. Erste Zwischenergebnisse einer Studie aus Spanien zeigen, dass das Konzept trägt.
Theo Dingermann
19.05.2021  13:30 Uhr

Seit Anfang April empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) für unter 60-Jährige, nach einer Erstimpfung mit Vaxzevria die Grundimmunisierung gegen SARS-CoV-2 mit einem mRNA-Impfstoff zu komplettieren. Hintergrund ist das zwar sehr kleine, aber reale Risiko für durch die Impfung bedingte Hirnvenenthrombosen, das insbesondere bei Jüngeren gegenüber dem Erkrankungsrisiko an Covid-19 schwerer wiegt als bei Älteren. Ungewöhnlich war allerdings, dass die STIKO diese weitreichende Empfehlung aussprach, obwohl eine einschlägige Evidenz für ein solches heterologes Impfschema noch fehlte. Die Basis bildeten lediglich tierexperimentelle Studien und die Erfahrung aus anderen Impfstoffentwicklungen, die darauf hindeuten, dass das Mischen und Kombinieren von Impfstoffen sogar zu besseren Immunantworten führen könnte.

Die Entscheidung der STIKO wird jetzt durch eine Studie aus Spanien gestützt. Es handelt sich um Zwischenergebnisse der Studie CombivacS zu kombinierten Impfungen, die am Instituto de Salud Carlos III (ISCIII) durchgeführt wird. Die Ergebnisse wurden noch nicht in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift publiziert, sondern bislang lediglich über eine Mitteilung des federführenden Forschungsinstituts bekannt gemacht.

CombivacS ist eine multizentrische, adaptive, randomisierte, klinische Studie der Phase II. Die Zwischenauswertung bezieht sich auf 673 freiwillige Probanden im Alter von 18 bis 59 Jahren, die alle bereits einmal mit Vaxzevria geimpft worden waren. Sie erhielten danach entweder keine zweite Impfdosis (232 Probanden) oder den Biontech/Pfizer-Impfstoff Comirnaty (441 Probanden).

Heterologes Impfschema immunogen und sicher

Bei insgesamt 663 Teilnehmern wurden in der Folge die Spiegel der SARS-CoV-2-spezifischen Antikörper und der neutralisierenden Antikörper bestimmt. Die Antikörpertiter stiegen nach Verabreichung der heterologen Booster-Dosis um das 150-Fache an. Bereits nach sieben Tagen konnte ein 123-facher Anstieg gegenüber dem Ausgangstiter gemessen werden. Zusätzlich wurde die Wirksamkeit der durch die heterologe Impfung erzeugten Antikörper durch funktionelle Tests belegt. Ergebnisse zur zellulären Immunität werden in den kommenden Tagen verfügbar sein.

Konkret stiegen die Antikörpertiter gegen die Rezeptorbindungsregion von SARS-CoV-2 von einem Medianwert von 58 um das 150-Fache auf einen Wert von 9102 an. Im Gegensatz dazu blieben die Antikörpertiter in der Kontrollgruppe auf einem ähnlichen Niveau wie 14 Tage zuvor. Die Antikörperspiegel gegen das Spike-Protein zeigten eine analoge Entwicklung: Bei Probanden der Verumgruppe waren vor der Zweitimpfung Antikörperspiegel von 82 Einheiten gemessen worden. Nach 14 Tagen ließen sich im Median 3430 Einheiten nachweisen. Dieser Anstieg war wiederum bereits nach sieben Tagen zu erkennen, während auch hier die Kontrollgruppe auf ähnlichen Werten wie zu Beginn der Studie verharrte.

Schließlich untersuchten die Wissenschaftler auch die Antikörperspiegel in Neutralisationsassays unter Verwendung von Pseudoviren. Hier wurde ein Anstieg der neutralisierenden Antikörpertiter um mehr als das Siebenfache nach Verabreichung der Comirnaty-Dosis detektiert. Bemerkenswerterweise übersteigen diese Werte analoge Werte aus anderen Impfregimen deutlich.

Hinsichtlich der Reaktogenität lässt sich resümieren, dass im Wesentlichen nur leichte lokale Nebenwirkungen und bekannte Impfreaktionen wie Kopfschmerzen (44 Prozent aller Fälle), Unwohlsein (41 Prozent), Schüttelfrost (25 Prozent), leichte Übelkeit (11 Prozent), leichter Husten (7 Prozent) und Fieber (2,5 Prozent) gemeldet wurden. In keinem Fall war eine stationäre Behandlung erforderlich. Dies beruhigt vor dem Hintergrund erster Daten aus der britischen Com-Cov-Studie. Diese hatten gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit für leichte bis moderate Nebenwirkungen nach der zweiten Dosis eines heterologen Impfregimes erhöht ist.

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