Wissen hält gesund |
Brigitte M. Gensthaler |
27.12.2022 18:00 Uhr |
Burkina Faso: Frauen lernen in einer Aufklärungskampagne, wie sie ihre Brust selbst abtasten können, um Brustkrebs frühzeitig zu erkennen. Das soll die Therapiemöglichkeiten und damit das Überleben bei einer Tumorerkrankung deutlich verbessern. / Foto: Apotheker Helfen, Yik-Pinda
Was sich keiner mehr vorstellen konnte, ist seit dem 24. Februar 2022 Realität: Es herrscht Krieg mitten in Europa. Gemeinsam mit LandsAid konnte Apotheker Helfen (AH) seit den ersten Kriegstagen Hilfstransporte in die Westukraine organisieren – gefüllt mit Medikamenten, Verbandmaterial, Infusionen und Spezialprodukten. »So konnten wir die Versorgung von Geflüchteten ebenso unterstützen wie Krankenhäuser und ein Heim mit behinderten Kindern«, erklärt AH-Geschäftsführer Dr. Andreas Wiegand.
»Inzwischen hat sich die Unterstützung verstetigt und ist besser organisiert. Wir fördern ein medizinisches Verteilzentrum von Action medeor in Ternopil/Ukraine. Es versorgt gezielt Krankenhäuser mit Arzneimitteln und Medizinprodukten. Hilfe auf kurzen Wegen ist effizient und nachhaltig.« Natürlich werde die Unterstützung fortgesetzt.
Weitere humanitäre Hilfe ist in Haiti nötig, denn in Port-au-Prince brach im Oktober die Cholera aus. Das Kinderkrankenhaus St. Damien, das Apotheker Helfen seit vielen Jahren unterstützt, baute seine Bettenkapazität für Cholera-kranke Kinder aus und brauchte dafür Schutzausrüstung, Arzneimittel, Desinfektions- und Reinigungsmittel.
Viele Langzeitprojekte von Apotheker Helfen zielen ab auf die Vermittlung von Fachwissen, aber auch die Gesundheitsaufklärung der Bevölkerung. Darum geht es zum Beispiel bei einer Infokampagne zur Früherkennung von Brustkrebs in fünf Provinzen in Burkina Faso. »Brustkrebserkrankungen werden häufig zu spät entdeckt; die Hälfte aller erkrankten Frauen stirbt innerhalb von fünf Jahren«, erklärt Geschäftsführer Wiegand. Im Projekt Yik-Pinda setzt sich die Apotheker-Hilfsorganisation gemeinsam mit AMPO International dafür ein, Frauen in der Früherkennung von Brustkrebs zu schulen. Eine kostenlose App unterstützt die Frauen dabei, Warnzeichen frühzeitig zu erkennen.
In zwei Langzeitprogrammen im Südsudan geht es um Menschen mit Flussblindheit (Onchozerkose). Im Fokus stehen Patienten, bei denen die Wurmerkrankung eine Epilepsie ausgelöst hat. Mobile Helferteams gehen in die Dörfer, um sie und ihre Angehörigen zu informieren und ihnen eine Behandlung anzubieten.
»Wissenschaftlich gesichertes Fachwissen leicht zugänglich zu machen, ist das Ziel unserer Zusammenarbeit mit MedMissio aus Würzburg«, berichtet Wiegand. Ehrenamtlich für AH tätige Apothekerinnen und Apotheker haben die beiden Toolboxen »AMR« (Antimicrobial Resistance) und »Pharmacybox« mit Inhalten gefüllt. Die übergeordnete umfassende Wissensdatenbank »Medbox« richtet sich vor allem an Fachpersonal in armen Ländern und stellt ihnen praktische valide Informationen zu Arzneimitteln zur Verfügung.
»Online-Bibliotheken benötigen eine ständige Pflege und Betreuung hinsichtlich Inhalt, Sicherheit und Server. Auch darum kümmern wir uns regelmäßig«, sagt Wiegand stolz. Nach dem Erfolg der ersten beiden von AH getragenen Toolboxen sei 2023 eine Online-Datenbank für die immer bedeutender werdenden NCD (Non-Communicable Diseases) geplant.
Mehr Wissen über Medikamente: Spezielle Schulungen und Trainings von Fachkräften vor Ort gehören zu mehreren Langzeitprojekten von Apotheker Helfen, hier im Krankenhaus von Bassar in Togo. / Foto: Apotheker Helfen, Fi Bassar
Personell und finanziell arbeitet AH auch an einem E-Learning-Kurs des Ecumenical Pharmaceutical Network mit. Das Angebot richtet sich an Gesundheitspersonal im südlichen Afrika, das für eine Apotheke zuständig ist, aber keine pharmazeutische Ausbildung hat. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 2022 konnten rund 500 Personen pharmazeutisches Grundwissen erlangen.
Ein neues Projekt liegt Wiegand als ehemaligem Krankenhausapotheker besonders am Herzen: die Zytostatika-Herstellung in tansanischen Krankenhäusern auf qualitätsgesicherte Beine zu stellen. »Wir wollen zusammen mit dem Deutschen Missionsärztlichen Institut über einen Zertifikatskurs Personal in mehr als zwanzig Zentren, die krebskranke Kinder behandeln, qualifizieren.« Von der Herstellung in der Apotheke und der sicheren Verabreichung am Patienten bis zur Entsorgung der Abfälle soll der Kurs alle Aspekte der Zytostatika-basierten Therapie abdecken.
Der AH-Vorsitzende Thomas Benkert erläutert die Netzwerkstrategie: »In Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen aus dem In- und Ausland vereinen wir die Stärken der verschiedenen Organisationen und erreichen mehr Menschen unserer Zielgruppen. So können wir die Spendengelder effizient einsetzen und auch größere Langzeitprojekte sicherstellen.«
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