Wie wirkt sich die Psoriasis-Therapie auf Comirnaty aus? |
Theo Dingermann |
20.07.2021 16:00 Uhr |
Nach einer Einzeldosis Comirnaty ist eine funktionelle humorale Immunität gegen SARS-CoV-2 bei Psoriasis-Patienten, die mit Methotrexat behandelt werden, deutlich schwächer ausgeprägt als bei solchen, die mit einen Target-spezifischen Biologikum behandelt werden. / Foto: Adobe Stock/ tashatuvango
Die Autoren der Studie berichten aktuell im Fachjournal »The Lancet Rheumatology«, dass die funktionelle humorale Immunantwort bei einer Einzeldosis Comirnaty® (BNT162b2), dem mRNA-basierten Covid-19-Impfstoff von Biontech und Pfizer, durch Methotrexat, aber nicht durch zielgerichtete Biologika beeinträchtigt wird. Dagegen sind die zellulären Immunantworten von der jeweiligen Therapie weniger stark betroffen.
Diese Schlüsse leiten die Studienautoren um Dr. Satveer K. Mahil vom St John's Institute of Dermatology, Guy's and St Thomas' NHS Foundation Trust am King's College in London, aus Daten ab, die bei Patienten mit einer vom Dermatologen bestätigten Psoriasis ermittelt wurden. Die Studienpatienten wurden entweder mit Methotrexat oder mit einem Biologikum behandelt, das den Tumornekrosefaktor alpha (TNF-α), Interleukin 17 (IL-17) oder Interleukin 23 (IL-23) gezielt inhibiert. Als »gesunde Kontrollgruppe« wurden Freiwillige ohne Psoriasis und ohne systemische Immunsuppression eingeschlossen, die mit Comirnaty geimpft wurden.
Die Immunogenität des Impfstoffs wurde unmittelbar vor und am Tag 28 (± zwei Tage) nach der Impfung untersucht. Zum einen wurde die humorale Immunität gegen das SARS-CoV-2-Spike-Glykoprotein, definiert als neutralisierende Antikörperreaktionen gegen Wildtyp-SARS-CoV-2, bestimmt. Zusätzlich wurden die Spike-spezifische T-Zell-Reaktionen (einschließlich Interferon-γ, IL-2 und IL-21) 28 Tage nach der Impfung ermittelt.
Insgesamt wurden die Daten von 84 Psoriasis-Patienten ermittelt, von denen 17 mit Methotrexat, 27 mit einem TNF-α-Inhibitor, 15 mit einem IL-17-Inhibitor und 25 mit einem IL-23-Inhibitor behandelt wurden. In die Kontrollgruppe waren 17 Freiwillige ohne diese Therapeutika eingeschlossen. Das Alter der Probanden betrug im Mittel 43 Jahre. 55 Prozent der Probanden waren Männer, 45 Prozent Frauen.
Bei den Psoriasis-Patienten konnte nach der ersten Impfdosis bei 78 Prozent eine Serokonversion festgestellt werden. Bei den Probanden der Kontrollgruppe waren es 100 Prozent. Am deutlichsten war das Ausbleiben einer Serokonversion bei den Patienten ausgeprägt, die mit Methotrexat behandelt wurden. Von diesen serokonvertierten nur sieben von 15 Patienten (47 Prozent). Auch zeigten diese Patienten die niedrigsten Titer an neutralisierenden Antikörpern gegen den Wildtyp von SARS-CoV-2.
Bei den Patienten, die mit Biologika behandelt wurden, waren die Titer an neutralisierenden Antikörpern zwar auch niedriger als bei den Probanden in der Kontrollgruppe. Allerdings wurden bei diesen Patienten eine deutlichere neutralisierende Aktivität gezeigt als bei den Patienten, die mit Methotrexat behandelt wurden. Die neutralisierenden Titer gegen die B.1.1.7-Variante waren bei allen Teilnehmern ähnlich niedrig.
Erstaunlicherweise wurde eine zelluläre Immunantwort unabhängig von der medikamentösen Intervention in allen Gruppen induziert, die zudem vergleichbar war mit der zellulären Immunantwort bei Probanden der Kontrollgruppe.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.