Wie viele Krankenhäuser braucht das Land? |
Viele Länderchefs setzen sich für eine flächendeckende Versorgung mit Krankenhäusern auch in ländlichen Regionen ein. / Foto: Fotolia/TrudiDesign
In der Debatte um die Zukunft kleinerer Krankenhäuser sehen einige Länder nur bedingten Bedarf für Schließungen zugunsten spezialisierterer Kliniken. In Gesprächen mit der Nachrichtenagentur dpa hoben mehrere Ministerpräsidenten die Bedeutung einer guten Versorgung in der Fläche hervor. »Wir wollen ganz bewusst in unserem großen Flächenland ein dezentrales Krankenhausangebot aufrechterhalten«, sagte etwa Niedersachsens Regerungschef Stephan Weil (SPD). Es gebe ein tiefes Bedürfnis nach guter medizinischer Versorgung in erreichbarer Nähe. Es brauche aber zukunftsfähige Konzepte, nicht jeder Standort sei optimal.
Viele Experten halten es für sinnvoll, kleinere Kliniken zu größeren zusammenzulegen und stärker auf Spezialisierung zu setzen. Für Wirbel hatte im Sommer eine Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung gesorgt: Statt knapp 1400 Kliniken bundesweit reichten deutlich unter 600 Krankenhäuser aus, hieß es dort.
Das rief massive Kritik bei Ärzten und Kliniken hervor. Ärztepräsident Klaus Reinhardt forderte kürzlich aber auch eine »Bereinigung der Kliniklandschaft«, in Ballungsgebieten gebe es zu viele Standorte. Fehlendes Personal ist im Gesundheitswesen ein großes Problem, gesucht werden sowohl Pfleger als auch Ärzte.
»Der Hinweis auf abstrakte Statistiken kann nicht das tiefsitzende Bedürfnis der Menschen ersetzen, für alle Fälle in der Nähe ein Krankenhaus zu haben«, sagte Weil. Sein nordrhein-westfälischer Amtskollege Armin Laschet (CDU) sagte, er wolle »eine Krankenhauslandschaft, in der alle Patientinnen und Patienten innerhalb von 30 Minuten ein Krankenhaus erreichen«. Tendenziell gebe es aber eine Überversorgung in den Ballungsgebieten und eine Unterversorgung auf dem Land. Gleichzeitig gebe es Doppelangebote. Deshalb seien Konzentrationsprozesse und Spezialisierungen nötig.
Die Regierungschefin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), verwies auf den Anspruch auf gleichwertige Lebensverhältnisse: Das heiße, »dass die Grundversorgung in der Fläche gewährleistet werden muss, auch in der Krankenhaus-Versorgung.« Es gehe um die Grundversorgung auf dem Land, nicht um hoch spezialisierte Leistungen.
Das sieht Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) ähnlich. »In einem Flächenland wie Schleswig-Holstein haben wir ein großes Interesse daran, dass es in allen Teilen des Landes Klinik-Standorte gibt«, sagte er. »Es gab im Land ja bereits Schließungen einzelner Stationen, weil schlicht nicht genügend Personal da war.« Deshalb müsse die Klinikstruktur überprüft werden.
In Thüringen hält Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) eine stärkere Spezialisierung der Krankenhäuser für angezeigt. »Die Landesregierung befürwortet eine flächendeckende Krankenhausversorgung mit spezialisierten Zentren mit hoher Fachkompetenz«, sagte er. Eine stärkere Spezialisierung bedeute jedoch nicht, dass Krankenhäuser schließen müssten. Sie seien gerade in ländlichen Regionen notwendig zur Absicherung einer ortsnahen Versorgung. »Zugleich wollen wir das Modell der für Hausbesuche qualifizierten Gemeindeschwester stärken, mit dem gerade im ländlichen Raum die ärztliche Versorgung verbessert werden kann.«