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SARS-CoV-2-Infektionen

Wie sicher sind Blut und Blutkomponenten?

Das Risiko für eine Übertragung des Coronavirus SARS-CoV-2 durch Blutkomponenten ist extrem gering. Diesen Schluss veröffentlicht das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in seinem aktuellen Bulletin.
Theo Dingermann
29.09.2020  14:30 Uhr

Wissenschaftler der Paul-Ehrlich-Instituts haben gemeinsam mit drei virologischen Instituten die Labordaten von SARS-CoV-2-Infizierten hinsichtlich des Vorhandenseins von viraler RNA in Plasmaproben ausgewertet und die Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des »Bulletin zur Arzneimittelsicherheit« des BfArM publiziert.

Sie stellten fest, dass lediglich in der Plasmaprobe eines schwer erkrankten Patienten eine geringe Menge viraler RNA nachgewiesen werden konnte. Bei asymptomatisch Infizierten sowie bei Personen mit weniger ausgeprägten Symptomen wurde hingegen in keiner der untersuchten Blutproben das Virus detektiert.

Kein Infektionsrisiko durch Blutkonserven

Unter anderem vor dem Hintergrund, dass zum einen Blutkomponenten lebensrettend sein können und dass sich zum anderen die Reserven an Blutkonserven auf einem sehr niedrigen Niveau befinden, war es wichtig zu ermitteln, inwieweit SARS-CoV-2 im Zusammenhang mit Blutkonserven ein Risiko darstellt.

Tatsächlich hatte mehrere Studien berichtet, dass Virusgenome im Blut symptomatisch erkrankter und stationär behandelter Patienten nachgewiesen werden konnten. Allerdings variierte der Anteil an Personen mit Virus-RNA im Blut stark zwischen den publizierten Studien. Dies spiegelt auch die sehr unterschiedliche Studienqualität wider, die immer wieder in den letzten Monaten beobachtet wurde.

Um Risiken zuverlässiger einschätzen zu können, initiierte das Paul-Ehrlich-Institut zusammen mit drei virologischen Instituten eine Untersuchung, im Rahmen derer Labordaten von 18 SARS-CoV-2-Infizierten ausgewertet wurden. Drei der untersuchten Personen zeigten keine Covid-19-spezifischen Krankheitssymptome, zwölf hatten eine leichte bis mittelschwere Symptomatik und drei eine Pneumonie beziehungsweise ein akutes Atemnotsyndrom (ARDS). Insgesamt wurden 77 Serum- beziehungsweise Plasmaproben der Infizierten auf SARS-CoV-2- RNA getestet.

Nur in einem Fall konnte Virusgenom nachgewiesen werden. Dabei handelte es sich um eine von insgesamt acht untersuchten Proben eines schwerkranken, beatmungspflichtigen Covid-19-Patienten mit akutem Lungenversagen. Die nachgewiesene RNA-Menge im Plasma war gering und lag unter 200 Kopien/ml.

Die an dieser Studie beteiligten Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass eine SARS-CoV-2-RNA-ämie bei infizierten Personen eine Ausnahme darstellt und nur bei schweren Krankheitsverläufen auftritt. Diese Ergebnisse sind mittlerweile in weiteren Studien bestätigt worden.

Somit lässt sich schließen, dass von keinem messbaren Risiko für eine transfusionsbedingte Übertragung von SARS-CoV-2 durch symptomfreie Infizierte auszugehen ist.

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