Wie sich Sport positiv bei Parkinson auswirkt |
Neurologen empfehlen Parkinson-Patienten Ausdauertraining auf dem Ergometer. / Foto: Fotolia/Kzenon
Ausdauersport verbessert die funktionelle und strukturelle Plastizität der für die Planung, Ausführung und Kontrolle von Bewegungen zuständigen Hirnregionen und wirkt so dem Abbau motorischer und kognitiver Funktionen bei Morbus Parkinson entgegen. Das belegt eine im Dezember des vergangenen Jahres in den »Annals of Neurology« veröffentlichte Untersuchung des Institute for Brain, Cognition and Behaviour der Radboud University, Nijmegen, in den Niederlanden.
Bereits 2019 hatte die dort durchgeführte »Park-in-Shape«-Studie gezeigt, dass regelmäßiges aerobes Training auf dem Ergometer die Verstärkung motorischer Defizite bei Parkinson im Frühstadium im Gegensatz zu in einer Kontrollgruppe, die lediglich Stretching-Übungen anwandte, deutlich verlangsamen kann. An der Studie hatten 130 Parkinson-Patienten im Alter von 30 bis 75 Jahren in einem Hoehn- und Yahr-Stadium von circa 2 sowie stabiler dopaminerger Medikation teilgenommen.
Im Rahmen der jetzigen Folgestudie wurden nunmehr spezifische, für die Pathogenese von Morbus Parkinson bedeutsame Hirnareale unter anderem per MRT genauer untersucht; und zwar von 25 Probanden aus der Ausdauersport-Gruppe und 31 aus der Stretching-Gruppe. Der Grad der Hirnatrophie wurde erfasst. Die Teilnehmenden mussten zudem validierte Aufgaben zur Überprüfung ihrer okulomotorischen Fähigkeiten sowie verschiedene klinische Tests zur Bewertung ihrer kognitiven Stärken (MOCA-Test), motorischen Symptome und Aufmerksamkeitsleistungen bewältigen.
Es zeigte sich, dass das aerobe Ausdauertraining am Ergometer zu stärkeren funktionellen Vernetzungen zwischen dem sensomotorischen Kortex sowie dem vorderen und hinteren Putamen als Teil des extrapyramidalmotorischen Systems mit wichtigen Effekten in der Steuerung der Willkürmotorik und Kontrolle von Bewegungsabläufen führt.
Die Fähigkeit zur kognitiven Beherrschung ungewollter Bewegungen war bei den Ausdauersporttreibenden höher als bei den Teilnehmern der Stretching-Gruppe. Darüber hinaus wurde bei ersteren eine stärkere funktionelle Vernetzung im rechten frontoparietalen Netzwerk bei gleichzeitig geringerer Hirnatrophie beobachtet, die mit dem Grad der Fitness korrelierte.
»Ausdauersport hat eine messbare Wirkung auf das Gehirn. Indem er die funktionelle und strukturelle Plastizität der für die Planung, Ausführung und Kontrolle von Bewegungen zuständigen Hirnregionen verbessert, kann er dem Abbau motorischer und kognitiver Funktionen bei Morbus Parkinson entgegenwirken«, unterstreicht Professor Dr. Lars Timmermann, Marburg, in einem die Veröffentlichung der Studienergebnisse begleitenden Pressestatement der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).
Ob in der Arztpraxis oder in der Apotheke: »Patienten und Patienten sollten im Beratungsgespräch konsequent zum Ausdauersport motiviert und angeleitet werden«, so der stellvertretende DGN-Präsident.
Ob Tremor, Rigor, Bradykinesie und »Freezing«, also eingefrorenen Bewegungen, oder aber Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken sowie Gleichgewichts- und Schlafstörungen: Derzeit stehen keine ursächlichen, sondern nur symptomatische Therapieoptionen und hier unter anderem Levodopa als Basismedikament in Kombination mit einem Decarboxylasehemmer, Dopaminagonisten, Anticholinergika, MAO-B-Hemmer wie Selegilin und Rasagilin, COMT-Inhibitoren wie Entacapon und Tolcapon sowie NMDA-Antagonisten wie Amantadin und Budipin zur Verfügung.
Der Prävention durch regelmäßiges körperliches Training, so die DGN, ist daher besondere Bedeutung zuzumessen. Regelmäßige, sprich: dreimal wöchentliche Bewegungs-Einheiten von 30 bis 45 Minuten am häuslichen Ergometer seien für Parkinson-Patienten besonders gut geeignet, da dies mit einer niedrigen Sturzgefahr assoziiert sei.