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Medikamente gegen Covid-19

WHO startet globale Studie

Mit der globalen Studie SOLIDARITY will die WHO schnellstmöglich neue Erkenntnisse zu potenziell wirksamen Medikamenten gegen Covid-19 gewinnen. Getestet werden das Virostatikum Remdesivir, das Malaria-Medikament Chloroquin beziehungsweise Hydroxychloroquin und die HIV-Kombination Lopinavir/Ritonavir.
Kerstin A. Gräfe
24.03.2020  12:56 Uhr

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisierte vergangene Woche die mangelnde Qualität der bisherigen Studien zu potenziellen Covid-19-Medikamenten. Die vielen kleinen Studien mit unterschiedlichen Designs generierten nicht die dringend benötigte Evidenz, so die WHO in einer Pressemitteilung. Daher will sie nun selbst eine große mehrarmige Studie mit dem Namen SOLIDARITY auflegen. Ihre Teilnahme zugesagt hätten bereits Argentinien, Bahrain, Kanada, Frankreich, Iran, Norwegen, Südafrika, Spanien, die Schweiz und Thailand.

Hinsichtlich der zu testenden Wirkstoffe hat sich die WHO auf die fokussiert, die am Erfolg versprechendsten sind. Dazu zählen derzeit Remdesivir, Chloroquin beziehungsweise Hydroxychloroquin und Lopinavir/Ritonavir. Letzteres soll zusätzlich in Kombination mit Beta-Interferon getestet werden. Die Studien werden nicht im doppelblinden Design angelegt, dem Goldstandard klinischer Studien. Dies sei dem Umstand geschuldet, dass die WHO einen Kompromiss zwischen wissenschaftlichen Standards und dem Zeitfaktor schließen musste.

Das Studiendesign kann jederzeit modifiziert werden. Geplant ist, dass in regelmäßigen Abständen die Zwischenergebnisse der Studie erfasst werden. Anhand dieser wird entschieden, ob einer der vier Studienarme Wirkung zeigt beziehungsweise einer davon beendet werden soll, weil er keinen Effekt zeigt. Zudem besteht die Möglichkeit, dass im Verlauf der Studie weitere Medikamente wie Favipiravir aufgenommen werden.

Parallel dazu hat die Studie DISCOVERY mit sehr ähnlichem Aufbau in Europa und Großbritannien begonnen. Sie wird von der französischen Forschungsorganisation INSERM koordiniert. Daran sollen 3200 Patienten aus Deutschland, Belgien, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden, Spanien, Schweden und Großbritannien teilnehmen.

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