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Coronavirus

WHO aktualisiert SARS-CoV-2-Nomenklatur

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihre Nomenklatur für Varianten des Coronavirus SARS-CoV-2 aktualisiert. Ziel ist es, die aktuelle globale Variantenlandschaft besser zu beschreiben, die im Umlauf befindlichen Omikron-Sublinien unabhängig voneinander zu bewerten und neue Varianten bei Bedarf klarer zu klassifizieren.
Theo Dingermann
17.03.2023  15:00 Uhr

Am 16. März gab die WHO eine Aktualisierung ihres Verfolgungssystems und ihrer Arbeitsdefinitionen für SARS-CoV-2-Varianten bekannt. Anlass war zum einen die derzeit nahezu 100-prozentige Dominanz von Omikron unter den zirkulierenden Virusstämmen und zum anderen die im Vergleich zu anderen Varianten übermäßig starke Diversität der Omikron-Sublinien.

Innerhalb der Omikron-Linie wurden bislang mehr als 1000 Untervarianten und Rekombinanten identifiziert, die sich aus mehreren sehr unterschiedlichen Linien zusammensetzen. Damit unterscheidet sich Omikron hinsichtlich Vielfalt und Divergenz deutlich von allen anderen Varianten, denen in der Vergangenheit ein griechischer Buchstabe zugewiesen wurde.

Gemäß dem 2021 von der WHO beschlossenen Nomenklatursystem wurden unter Beobachtung stehenden Varianten (VOI) und besorgniserregenden Varianten (VOC) griechische Buchstaben zugeordnet, die leichter auszusprechen und weniger anfällig für Verwechslungen sind als die bis dahin verwendeten Namen zur Charakterisierung der Virusvarianten. Bislang hatte die WHO 13 Varianten griechische Buchstabennamen zugewiesen, darunter acht VOI (Epsilon, Zeta, Eta, Theta, Iota, Kappa, Lambda, Mü) und fünf VOC (Alpha, Beta, Gamma, Delta, Omikron).

Omikron-Sublinien werden separat bewertet

Nun ist die Situation eingetreten, dass seit Februar 2022 mehr als 98 Prozent der öffentlich verfügbaren Sequenzen von Omikron-Viren stammen. Diese bilden den genetischen Hintergrund, aus dem wahrscheinlich neue SARS-CoV-2-Varianten entstehen werden, obwohl es auch weiterhin möglich ist, dass Varianten auftreten, die sich von zuvor zirkulierenden VOC ableiten oder sogar als völlig neu sind.

Das bisherige Nomenklatursystem führte alle Omikron-Unterlinien als Teil der Omikron-VOC, sodass es nach Meinung von WHO-Experten in der Praxis an einer erforderlichen Granularität mangelte. Stattdessen sollen Omikron-Unterlinien nun unabhängig voneinander als zu überwachende Varianten (Variants under Monitoring, VUM), VOI oder VOC eingestuft werden.

Griechische Buchstaben nur noch für VOC

Zudem erhalten ab jetzt nur noch VOC neue Namen in Form eines griechischen Buchstabens. Die ursprüngliche Omikron-Variante B.1.1.529 und die anderen benannten VOC Alpha, Beta, Gamma und Delta werden zu »früher im Umlauf befindlichen VOC« zurückgestuft. Somit sind laut WHO derzeit keine bedenklichen Varianten im Umlauf.

Dabei ist anzumerken, dass die europäische Seuchenschutzbehörde ECDCnach einer Mitteilung vom 3. März 2023 aktuell ebenfalls keine VOC mehr anerkennt, sondern nur noch mehrere VOI. Die WHO listet derzeit nur die Omikron-Variante XBB.1.5 als VOI, der jedoch nach den neuen Regeln kein neuer griechischer Buchstabe zugewiesen ist.

Vielleicht deutet sich hier an, dass auch die WHO darüber nachdenkt, das Ende der Pandemie zu erklären, was bislang noch nicht geschehen ist.

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