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Kapillarlecksyndrom

Weitere neue Kontraindikation für Vaxzevria

Personen, die schon einmal ein Kapillarlecksyndrom erlitten haben, dürfen nicht mit dem Covid-19-Impfstoff von Astra-Zeneca geimpft werden. Zudem wird dieses seltene Syndrom auch als neue Nebenwirkung in die Produktinformationen aufgenommen.
11.06.2021  16:30 Uhr

Ein Kapillarlecksyndrom gilt als seltenes, aber potenziell lebensbedrohliches Krankheitsbild. Es wird auch Clarkson-Syndrom genannt. Seit der Erstbeschreibung im Jahr 1960 wurden bislang weltweit nur wenige Dutzend Fälle beobachtet. Beim Kapillarlecksyndrom kommt es zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Kapillargefäße und dadurch zu einem Austritt von Blutplasma und Plasmaproteinen in das Interstitium. In der Folge sammelt sich dort Wasser an und der Patient entwickelt einen Volumenmangelschock und ein generalisiertes Ödem. Der Blutdruck sinkt ab und das Blut dickt ein, zudem kommt es zu Hypoalbuminämie. Die Pathogenese ist noch unklar, aber bestimmte Zytokine scheinen beteiligt zu sein.

Sechs Fälle von Kapillarlecksyndrom nach Impfung mit Vaxzevria hat sich nun der Pharmakovigilanzausschuss (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur EMA genau angesehen. Es waren vor allem Frauen betroffen und die Symptome traten innerhalb von vier Tagen nach der Impfung auf. In drei Fällen hatten die Betroffenen bereits zuvor einmal ein Kapillarlecksyndrom erlitten; eine dieser Personen verstarb. Als Konsequenz darf Vaxzevria nun bei Menschen mit entsprechender Vorgeschichte nicht mehr verimpft werden. Die neue Kontraindikation wird in die Produktinformationen aufgenommen. Ebenso soll das Kapillarlecksyndrom nun als potenzielle sehr seltene Nebenwirkung aufgeführt werden.

Geimpfte sollten sofort medizinische Hilfe suchen, wenn Arme und Beine rapide und sehr stark anschwellen oder das Gewicht plötzlich stark ansteigt in den Tagen nach der Impfung. Betroffene fühlen sich zumeist sehr schwach aufgrund des Blutdruckabfalls.

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