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Covid-19-Vakzinen

Was verbirgt sich hinter den Impfstoffen aus China?

Drei Impfstoffkandidaten von den chinesischen Unternehmen Sinovac Biotech, Sinopharm und CanSino Biologics sind weit in der Entwicklung fortgeschritten und haben in einigen Ländern sogar schon eine Zulassung. Was sind das für Vakzinen und wie wirksam sind sie?
Theo Dingermann
05.02.2021  18:00 Uhr

»Sputnik V«, BBIBP-CorV (Sinopharm), CoronaVac (Sinovac) und Convidecia (CanSino Biologicals) lauten die Namen der Impfstoffentwicklungen aus dem nahen und fernen Osten, die unter anderem auch westliche Märkte erobern wollen. Während für den russischen Vektorimpfstoff Sputnik V langsam immer mehr Fakten auch durch Publikationen in guten Journalen verfügbar werden, sieht das für die chinesischen Impfstoffe ganz anders aus. Dennoch lohnt sich ein Blick auf diese Produkte, da zwei von ihnen ein Konzept verfolgen, das bei den westlichen Impfstoffentwicklern deutlich unterrepräsentiert ist.

Inaktivierte Viren als Antigene

Zwei der chinesischen Impfstoffkandidaten basieren auf inaktivierten SARS-CoV-2-Präparationen. Somit wird dem Immunsystem bei der Impfung mit diesen Vakzinen das gesamte Virus und damit das komplette Reservoire an Antigenen angeboten, um ein umfassendes Abwehrregime gegen eine durch SARS-CoV-2 verursachte Infektion oder gegen schwere Krankheitsverläufe zu induzieren.

Die Herstellung derartiger Impfstoffe ist eine etablierte aber keineswegs triviale Technologie. Die in Europa zugelassenen Impfstoffe gegen Cholera, Hepatitis A, Tollwut und Polio basieren ebenso wie die beiden chinesischen Impfstoffe BBIBP-CorV und CoronaVac auf dem Prinzip, inaktivierte Viren als Impfantigene einzusetzen. Anspruchsvoll ist die Technologie deshalb, da große Mengen sehr gefährlicher Viren gezüchtet, aufgereinigt und schließlich inaktiviert werden müssen, bevor eine Vakzine für die Impfung konfektioniert werden kann.

Ein besonderes Augenmerk muss dabei auf die Inaktivierung der hochkontagiösen und hochpathogenen Viren gelegt werden, die absolut sicher zu 100 Prozent erfolgen muss. Üblicherweise geschieht dies durch Chemikalien oder durch Bestrahlung mit Elektronen. Diese Behandlung muss auf der einen Seite so effektiv erfolgen, dass die Viren sicher inaktiviert werden. Auf der anderen Seite müssen die Methoden so schonend eingesetzt werden, dass die Strukturen der viralen Proteine nicht zu stark verändert werden, da ansonsten das trainierte Immunsystem die Strukturen intakter Viren bei einer späteren Infektion nicht mehr erkennen würde.

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