Wann können Schwangere geimpft werden? |
Schwangere können je nach Vorerkrankungen und Expositionsrisiko nach sorgfältiger und invididueller Nutzen-Risiko-Abwägung gegen Covid-19 geimpft werden. / Foto: Adobe Stock/Prostock-studio
»Zur Anwendung der Covid-19-Impfstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor«, heißt es in der aktuellen Version der Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO), die am Freitag zum zweiten Mal aktualisiert wurden. Das gilt für alle drei zugelassenen Impfstoffe: Tozinameran (Comirnaty®, BNT162b2 von Biontech und Pfizer), Covid-19 Vaccine Moderna und Covid-19 Vaccine Astra-Zeneca.
Die STIKO empfiehlt die generelle Impfung in der Schwangerschaft derzeit nicht. Enge Kontaktpersonen von Schwangeren sollten sich jedoch impfen lassen und werden zurzeit in der Priorisierungsgruppe 3 der STIKO geführt. Wichtig zu wissen: Lässt sich eine Frau impfen, ohne von einer Schwangerschaft zu wissen, ist die Impfung keine Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch. Auch das gilt für alle drei Impfstoffe. Aus den Phase-III-Studien waren Schwangere ausgeschlossen, doch sammeln die Hersteller bereits Post-Zulassungs-Daten, wie Schwangerschaften ausgehen, wenn die Frau geimpft wurde.
Weiter heißt es in der STIKO-Empfehlung: »Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko für eine schwere Covid-19-Erkrankung kann in Einzelfällen nach Nutzen-Risiko-Abwägung und nach ausführlicher Aufklärung eine Impfung angeboten werden.« Die STIKO hält es darüber hinaus für unwahrscheinlich, dass eine Impfung der Mutter während der Stillzeit ein Risiko für den Säugling darstellt.
Ausführlicher gingen am Freitag die verschiedenen gynäkologischen Fachgesellschaften, Arbeitsgemeinschaften und Verbände in einer gemeinsamen Pressemitteilung auf die beiden zugelassenen mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna ein. Auch sie sprechen derzeit keine generelle Impfempfehlung für Schwangere aus, doch sollten diese nicht grundsätzlich von Impfprogrammen ausgeschlossen werden. Geimpft werden könne nach Abwägung individueller Vorteile und Risiken, insbesondere bei Vorerkrankungen, einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 oder hohem Expositionsrisiko gegenüber einer SARS-CoV-2-Infektion.
Die Fachgesellschaften fassen folgendermaßen zusammen, was zurzeit über Infektion und Erkrankung in der Schwangerschaft bekannt ist:
Die Fachgesellschaften haben auch den Wissensstand zu den beiden mRNA-Impfstoffen und Schwangerschaft zusammengetragen und betonten, dass die Datenlage derzeit noch dünn ist:
Die Fachgesellschaften betonten außerdem, dass es bisher keine Hinweise darauf gebe, dass mRNA-Impfstoffe die Fertilität beeinträchtigen – ein Gerücht, was in den letzten Wochen zunehmend im Internet kursierte. Im Gegenteil empfehlen sie sogar die Impfung vor der Empfängnis: »Eine Immunisierung vor Schwangerschaftseintritt kann die Infektionsgefahr während der Schwangerschaft und die damit verbundenen Risiken minimieren.«
Weder sei eine routinemäßige Schwangerschaftstestung vor Impfung erforderlich noch eine Schwangerschaftsverhütung nach der Impfung. Frauen, die nach der ersten Dosis des Impfstoffs schwanger werden, sollten eine zweite Dosis erhalten.
»Bei laufender Kinderwunschbehandlung sollte eine noch fehlende Immunisierung oder die Ablehnung der Impfung durch die Patientin nicht dazu führen, dass Paaren eine Therapie vorenthalten wird«, heißt es im weiteren Verlauf. »Insbesondere bei Vorerkrankungen mit höherem Risiko für Komplikationen der Schwangerschaft oder einer Covid-19-Erkrankung, und auch bei höherem Expositionsrisiko sollte jedoch unter Berücksichtigung der individuellen Zeitfenster die Beratung über eine Impfung vor geplanter Therapie erfolgen. Ein Behandlungsbeginn assistierter Reproduktionstherapien sollte um einige Tage nach Abschluss der Impfung (das heißt nach der zweiten Dosis) verschoben werden, um die Immunreaktion abzuwarten.«
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.