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Hüft- und Kniegelenkprothesen

Wann darf ich nach der OP wieder ans Steuer?

Nach Einsatz einer neuen Hüfte oder eines Kniegelenks will man möglichst rasch wieder mobil sein. Mit dem Autofahren sollte man besser einige Wochen warten, bestätigen zwei Studien der Berliner Charité.
Laura Rudolph
28.01.2022  12:30 Uhr

Zu wesentlichen Aspekten der Fahrsicherheit gehören etwa die Reaktionsgeschwindigkeit und die aufgewendete Kraft zum Drücken der Pedale. Wann erreichen diese Werte nach Einsetzen eines künstlichen Hüft- oder Kniegelenks wieder das ursprüngliche Niveau? Zwei neue Studien der Charité – Universitätsmedizin Berlin liefern Antworten.


Eine Studie untersuchte an 25 Probandinnen und Probanden die Fahrtauglichkeit nach minimal-invasiver Implantation einer zementfreien Hüftprothese rechts ( DOI: 10.1177/1120700020936635). Dafür wurde im Fahrsimulator mit einer Messsohle die Reaktionszeit auf den Bremsreiz (BRT) sowie die aufgewendete Kraft beim Pedalbetätigen, die Bremspedalkraft (BPF), bestimmt. Beide Parameter bestimmen maßgeblich die Fahrsicherheit. An BRT und BPF sind Muskelgruppen beteiligt, die sich nach dem chirurgischen Eingriff erst wieder regenerieren müssen. Die sechs Tage vor der OP, sowie zwei, vier und sechs Wochen danach gemessenen Werte zeigen: Erst vier Wochen nach der OP erreichten die Probandinnen und Probanden ihre Ausgangswerte vor der OP wieder.


Eine weitere Studie mit 30 Teilnehmenden untersuchte die Fahrtüchtigkeit nach Implantation einer zementierten Knieprothese rechts (DOI: 10.1007/s00167-020-06105-2). Vor der OP sowie fünf Tage, drei bis vier und sechs Wochen nach der OP bestimmte das Forscherteam bei den Operierten folgende Parameter: BRT und BPF sowie die neuronale Reaktionszeit (NRT) und subjektive Parameter wie Schmerz und selbst wahrgenommene Fahrtüchtigkeit. Nach dem Eingriff verschlechterte sich an messbaren Werten lediglich die BPF. Sie erreichte nach sechs Wochen wieder Werte auf dem Niveau vor der OP. Ebenso schätzten die Probandinnen und Probanden ihre Fahrtüchtigkeit nach dem Eingriff schlechter ein.

Besonders auffällig: Es waren große interindividuelle Unterschiede der Werte zu erkennen. Daraus folgert Professor Dr. Carsten Perka, Generalsekretär der AE – Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik in einer Pressemitteilung der Gesellschaft: »Insofern erscheint es hier zielführender, statt absoluter Schwellenwerte eher den einzelnen Patienten zu betrachten und seine Parameter vor und nach der OP zu vergleichen.« Entscheidend bleibe der Gesamtzustand, zu dem die etwa die grundsätzliche Leistungsfähigkeit, Begleiterkrankungen sowie Medikamenteneinnahme zählen.

Schließlich kann Autofahren, bevor man wieder fit genug ist, gesundheitliche und sogar strafrechtliche Konsequenzen nach sich führen.

 

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