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Rheumatoide Arthritis

Völlige Schmerzfreiheit dank moderner Rheuma-Medikamente

Bei früher Diagnose und zielgerichteter Therapie kann heute ein Großteil der Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) in die Remission gelangen. Die vollständige Kontrolle der inflammatorischen Aktivität der chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankung, also Beschwerdefreiheit, ist heute anerkanntes Therapieziel. Dabei kann nach einiger Zeit sogar die Dosis reduziert werden. Ein komplettes Absetzen ist dagegen nicht möglich.
Christiane Berg
27.09.2021  11:00 Uhr

»Damit verbunden ist die Erwartung, dass ein Fortschreiten der durch die RA hervorgerufenen Schäden und Funktionseinschränkungen verhindert wird sowie Arbeitsfähigkeit und volle Lebensqualität erhalten bleiben«, konstatierte Professor Dr. Andreas Krause, Berlin, bei einer Veranstaltung am Rande des Deutschen Rheumatologie-Kongresses 2021.

»Die Einführung der Biologika vor rund 20 Jahren hat die Therapie der rheumatischen Gelenkentzündungen revolutioniert«, so Krause. Zudem sei im Laufe der Jahre mit den Januskinase-Inhibitoren (JAK-Hemmer) eine weitere Substanzgruppe hinzugekommen, die – da oral applizierbar – bei vergleichbarer Effektivität deutlich einfacher anzuwenden ist, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh). Angesichts der Tatsache, dass mithilfe der vielfältigen modernen Therapieoptionen immer mehr Rheuma-Betroffene vollständig symptomfrei werden können, dränge sich Patienten und Rheumatologen zunehmend häufiger die Frage auf, ob eine Lockerung, also Deeskalation der Therapie möglich ist.

Studien hätten gezeigt, dass in vielen Krankheitsfällen nach mindestens sechs Monaten anhaltender Remission die Arzneimitteldosis reduziert und sogar halbiert werden kann. Ein komplettes Absetzen der Medikamente ist nicht zu empfehlen, betonte Krause. Es habe sich gezeigt, dass es dann bei zwei von drei RA-Patienten im Rahmen der Untersuchungen innerhalb eines Jahres zu Rezidiven und einem Wiederaufflammen der Beschwerden kam.

Ob klassische »Disease-Modifying Anti-Rheumatic Drugs« (DMARD, also krankheitsmodifizierende Wirkstoffe wie Methotrexat, Sulfasalazin und Leflunomid«, biologische DMARD (bDMARDs, Biologika wie Adalimumab, Etanercept, Golimumab, Infliximab und Abatacept) oder Januskinase-Inhibitoren wie Tofacitinib und Baricitinib: Der Einsatz der Rheuma-Medikamente müsse leitliniengemäß und sequenziell unter Berücksichtigung von Krankheitsaktivität, Einschätzung der Prognose und Begleiterkrankungen erfolgen. Krause betonte, dass das hohe Ziel der vollständigen Beherrschung der Erkrankung nur bei engmaschiger Therapiekontrolle und -anpassung umsetzbar sei.

Weniger und sanftere Operationen

Bis etwa zur Jahrtausendwende waren die Möglichkeiten, entzündlich-rheumatische Erkrankungen medikamentös effektiv zu therapieren, im Vergleich zur heutigen Zeit deutlich eingeschränkt. »Die Patienten litten unter schmerzhaften Schwellungen der Sehnen und der Gelenke, oftmals stellten sich Fehlstellungen von Händen und Füßen sowie fortgeschrittene Gelenkschädigungen ein«, berichtete auch Professor Dr. Hans-Dieter Carl, Nürnberg. »Mittlerweile dürfen wir erleben, dass diese Erkrankungen in vielen Fällen durch Medikamente so gut kontrolliert werden können, dass Betroffene keinerlei Krankheitssymptome mehr verspüren«, betonte auch Carl.

»Die Fortentwicklung der Arzneimitteltherapie der RA hat zum entscheidenden Wandel auch der operativen Rheumatologie beigetragen«, unterstrich der Orthopäde und Chirurg. Nicht nur, dass weniger operative Entfernungen von entzündlichem Gewebe oder Einsätze künstlicher Gelenke als noch vor 20 Jahren notwendig seien. Noch erfreulicher für die Patienten sei, dass sich durch die gute Krankheitskontrolle neue und auch gelenkerhaltende Operationstechniken erschlossen hätten, die früher undenkbar waren.

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