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Covid-19-Impfungen

Viele Meldungen zu leichten Impfreaktionen

Neue Daten der kassenärztlichen Vereinigung sollen angeblich eine viel höhere Zahl an Nebenwirkungen nach einer Corona-Impfung zeigen als bisher erfasst. Doch die Daten werden falsch interpretiert. Ein Faktencheck.
dpa
08.07.2022  15:30 Uhr

Was ist eine erwartbare Impfreaktion, was eine schwerwiegende Nebenwirkung? In dieser Frage verheddern sich in der Debatte über Corona-Impfstoffe immer wieder einige Akteure. Nebenwirkungen träten viel häufiger auf als bislang bekannt, wird mitunter behauptet. In einem aktuellen Antrag schreibt etwa die AfD-Bundestagsfraktion mit Verweis auf neue Daten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) von rund 2,5 Millionen Patienten mit Impfnebenwirkungen, die 2021 von ihren Vertragsärzten behandelt worden seien.

Doch die KBV ordnet die Zahlen ein – die Daten unterscheiden demnach beispielsweise nicht zwischen üblichen Impfreaktionen und meldepflichtigen Nebenwirkungen und auch nicht zwischen Corona- und anderen Schutzimpfungen.

So wird behauptet, Zahlen der KBV zeigten, dass die Nebenwirkungen der Corona-Impfung viel höher liegen als gedacht. Fakt ist: Die Wirksamkeit der Covid-19-Impfstoffe ist wissenschaftlich erwiesen. Ebenso ist bekannt: Häufig gibt es vorübergehende Reaktionen wie den «Impfarm» oder Kopfschmerzen, äußerst selten hingegen schwerer wiegende Nebenwirkungen.

Die neuesten Daten zu Impfnebenwirkungen hatte die Kassenärztliche Bundesvereinigung auf Anfrage der AfD-Fraktion im Bundestag zusammengestellt. Das bestätigte die KBV der Deutschen Presse-Agentur (dpa). In der Analyse, die der dpa vorliegt, ist die Rede von knapp 2,5 Millionen Patienten, die 2021 nach einer Impfung bei Kassenärzten vorstellig wurden. Zu deren Symptomen gehörten sowohl «übliche und damit nicht meldepflichtige Impfreaktionen als auch meldepflichtige Impfnebenwirkungen», wie die KBV schreibt.

Einen aus diesen Daten erstellten AfD-Bundestagsantrag, in dem zur Aufklärung von Impfnebenwirkungen aufgerufen wird, überwies das Plenum am Mittwoch an den Gesundheitsausschuss. Darin heißt es, Ausmaß und Risiko von Impfnebenwirkungen seien in der Vergangenheit «marginalisiert und bagatellisiert» worden.

Der gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Martin Sichert, nannte die KBV-Zahlen bereits Ende Juni «beängstigend». Darauf reagierte der Dachverband der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen in Deutschland empört: Der Vorstand «distanziert sich aufs Schärfste von den Aussagen und Interpretationen» Sicherts, teilte die KBV mit.

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