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Biontech-Impfstoff

Verringerter Schutz gegen Südafrika-Variante

Eine Laborstudie deutet darauf hin, dass der mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer weniger gut vor der südafrikanischen Variante B.1.351 schützt als vor anderen Virusvarianten. Das Neutralisationspotenzial von Probandenseren war um zwei Drittel reduziert.
Christina Hohmann-Jeddi
18.02.2021  15:00 Uhr

Neue Varianten des Pandemievirus breiten sich weltweit aus und haben auch Deutschland längst erreicht. Inwieweit sie die Schutzwirkung der zugelassenen und kommenden Covid-19-Impfstoffe reduzieren, wird derzeit erforscht. Nun liefert das Mainzer Unternehmen Biontech neue Daten zu seiner mRNA-Vakzine Tozinameran (Comirnaty®, BNT162b2). Zusammen mit Pfizer und der University of Texas Medical Branch (UTMB) hat das Unternehmen eine In-vitro-Studie durchgeführt, in der das Neutralisierungspotenzial von Seren von mit BNT162b2 Geimpften gegenüber der südafrikanischen Variante untersucht wurde. Die Ergebnisse veröffentlichte das Team um Dr. Yang Liu aus Texas im »The New England Journal of Medicine«.

Die aktuelle Studie untersucht das komplette Spektrum der Spike-Mutationen der in Südafrika vorkommenden Virusvariante (auch bekannt als B.1.351-Linie). Das Team um Liu entwickelte drei genetisch modifizierte, rekombinante Virusvarianten. Die erste hatte eine N-terminale Deletion am Spikeprotein (Δ242-244) und die bereits global dominante D614G-Substitution. Die zweite enthielt nur die drei Mutationen in der Rezeptorbindungsdomäne des Spike-Proteins (K417N, E484K und N501Y) sowie die D614G-Substitution. Die dritte  enthielt alle aus B1.351 bekannten Mutationen des Spike-Proteins (insgesamt acht). Alle drei Varianten wurden gegen ein Set von Seren von 15 Probanden aus der Phase-III-Studie zu BNT162b2 getestet. Die Proben waren zwei oder vier Wochen nach Erhalt der zweiten Impfdosis bei den Geimpften genommen worden.

Das Ergebnis: Während das Neutralisationspotenzial gegen das herkömmliche Virus mit dem gegen das rekombinante mit den zwei Mutationen im Spike-Protein (Δ242-244+D614G ) noch übereinstimmte, war es in den beiden anderen Fällen reduziert – gegen die Variante mit den drei RBD-Mutationen von B.1.351 um ein Drittel und gegen die Variante mit allen B1.351-Mutationen um zwei Drittel. Trotz allem konnten alle Seren sämtliche Virusvarianten neutralisieren, heißt es in einer Mitteilung von Biontech. Dies stimme mit jüngsten Berichten über die Neutralisierung von SARS-CoV-2-Varianten oder entsprechenden Pseudoviren durch Rekonvaleszenz- oder Post-Immunisierungsseren überein.

Was die Ergebnisse der Studien für Geimpfte bedeutet, ist noch unklar. »Bisher gibt es keinerlei klinische Daten, die darauf hinweisen, dass die südafrikanische Virusmutante nicht von dem Impfstoff-induzierten Schutz gegen Covid-19 abgedeckt wird«, heißt es in der Mitteilung. Die Unternehmen würden die notwendigen Schritte vornehmen, entsprechende Untersuchungen tätigen und Gespräche mit den zuständigen Behörden führen, »um in der Lage zu sein, einen angepassten mRNA-Impfstoff oder -Booster zu entwickeln und dessen Genehmigung zu beantragen, sollte ein Virusstamm identifiziert werden, der durch den bisherigen Impfstoff nicht mehr ausreichend adressiert wird«.

Die Unternehmen hätten zudem auch Studien initiiert, um die Neutralisierung von SARS-CoV-2-Varianten, die die brasilianische Mutation des Spike-Proteins sowie weitere Mutationen von auftretenden SARS-CoV-2-Varianten beinhalten, zu testen. Zudem führten die beiden Unternehmen weiterhin Studien durch, um die Wirksamkeit des Impfstoffs im Rahmen der Anwendung in der Bevölkerung zu beobachten.

Daten aus klinischen Studien hatten vor Kurzem für den Vektorimpfstoff von Astra-Zeneca gezeigt, dass seine Schutzwirkung bei der südafrikanischen Variante reduziert ist. Der Schutz vor milden bis moderaten Covid-19-Verläufen bei Infektionen mit B.1.351 betrug demnach 10,4 Prozent. Auch für die Covid-19-Vakzine von Novavax und den Vektorimpfstoff von Janssen ist eine reduzierte Schutzwirkung gegenüber B1.351 in klinischen Studien gezeigt worden. 

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