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20 Jahre BAK-Leitlinien

Unverzichtbar für die Qualitätssicherung

Wie lassen sich Qualitätsmanagement-Prozesse in der Apothekenpraxis gestalten? Eine unverzichtbare inhaltliche Unterstützung sind die Leitlinien der Bundesapothekerkammer – und das seit nunmehr gut 20 Jahren.
Kerstin A. Gräfe
28.01.2021  09:00 Uhr

Auf den Deutschen Apothekertagen 1996 und 1999 war beschlossen worden, eigene Qualitätsstandards für pharmazeutische Tätigkeiten zu er­arbeiten. Dies erforderte eine Verständigung auf einen einheitlichen Handlungsrahmen. Zwar gab es für die Herstellung und Prüfung von Arzneimitteln klare Vorgaben; jedoch bestand für eine ganze Reihe pharmazeutischer Dienstleistungen erheblicher Interpretationsspielraum. »Diese Lücke galt es zu schließen«, sagte Peggy Ahl, Abteilungsleiterin Qualitätssicherung bei der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, im Gespräch mit der Pharmazeutischen Zeitung. Am 4. Mai 2000 verabschiedete die Mitgliederversammlung der Bundesapothekerkammer (BAK) zum ersten Mal Leitlinien zur Qualitätssicherung. Damals wurden den Apotheken zu zwölf verschiedenen Themen berufsstandseigene Handlungshilfen zur Verfügung gestellt.

Seit 2012 ist mit der neuen Apothekenbetriebsordnung ein Qualitäts­managementsystem entsprechend Art und Umfang der pharmazeutischen Tätigkeiten für jede Apotheke verpflichtend vorgeschrieben. »Darauf war die BAK sehr gut vorbereitet, da mit den Leitlinien die Beschreibungen der pharmazeutischen Prozesse bereits zur Verfügung standen und bei den Kolleginnen und Kollegen schon bekannt waren«, sagte Ahl.

Aktuell sind für 18 verschiedene Themen die betrieblichen Abläufe unter Qualitätsgesichtspunkten beschrieben. Der jüngste Neuzugang ist die Leitlinie »Durchführung von Grippeschutzimpfungen in öffentlichen Apotheken«.

Jede Leitlinie beinhaltet drei unterschiedliche Dokumentenarten. »Das Herzstück ist das Flussdiagramm«, informierte Ahl. Es beschreibt den Prozess und stichwortartig jeden einzelnen Schritt. Ausführliche Informationen zu einem bestimmten Sachverhalt findet der Nutzer im Kommentar. Darüber hinaus werden zu jedem Thema verschiedene Arbeitshilfen in Form von Formblättern, Checklisten, SOP, Verfahrensanweisungen oder Anwendungsbeispielen angeboten.

Die Leitlinien und Kommentare werden in einem vierjährigen Rhythmus aktualisiert. Innerhalb dieses Zeitraums werden die 18 Themen überarbeitet. Dabei werden zunächst alle Aktualisierungen mit Experten aus Praxis, Lehre und Behörde diskutiert. »Diese Experten werden von den 17 Apothekerkammern vorgeschlagen. Je nach Thema gehören auch Vertreter des DAC/NRF, ZL und der AMK sowie von Berufsverbänden wie ADKA und BVVA zu den Expertengruppen«, sagte Ahl. Anschließend werden die Aktualisierungen in der Arbeitsgruppe »Leitlinien« abgestimmt und in einem letzten Schritt der BAK-Mitgliederversammlung zum Beschluss vorgelegt. Im Gegensatz zu den Leitlinien und Kommentaren sind die Arbeitshilfen nicht abstimmungspflichtig und können jederzeit aktualisiert werden.

Drei aktualisierte Leitlinien am Start

Erst kürzlich sind drei Dokumente aktualisiert worden. Die Leitlinie »Ernährungsberatung in der Apotheke« hat eine neue Struktur und fokussiert auf zwei Ausgangssituationen. In der ersten sucht der Kunde die Apotheke mit dem Wunsch einer Gewichtsänderung (Zunahme/Abnahme) auf. In der zweiten geht es darum, eine vorliegende Erkrankung mit einer Umstellung der Ernährung zu behandeln.

Die aktualisierte Fassung der Leitlinie »Versorgung der Bewohner von Heimen« enthält nun unter anderem eine Empfehlung zur Weiterbildung im Fachgebiet »Allgemeinpharmazie« und weiterführend im Bereich »Geriatrische Pharmazie«. Des Weiteren wurde das Kapitel Information und Beratung unterteilt, um die verschiedenen Ebenen – Pflegeheimbewohner, Pflegekraft und Arzt – individuell zu berücksichtigen. Die Leitlinie »Blutuntersuchungen« wurde redaktionell überarbeitet und ist wie gehabt angelehnt an den Richtlinien der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen (RiliBÄK).

»20 Jahre nach der Veröffentlichung der ersten Leitlinien sind die Dokumente zu einem unverzichtbaren Instrument für die Qualitätssicherung in der Apotheke geworden«, resümierte Ahl. Dies zeigen auch die Auswertungen einer monatlichen Website-Analyse: Vergangenes Jahr wurde in den Monaten Juli, August und September im Durchschnitt 40.000-mal im Monat auf die Leitlinien, Kommentare und Arbeitshilfen auf www.abda.de zugegriffen.

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