Unstimmigkeiten in Lauterbachs Lebenslauf |
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) / Foto: IMAGO/photothek
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) war 32 Jahre alt, als er sich 1995 an der Universität Tübingen für eine C4-Professur für Gesundheitssystemforschung bewarb – nun könnten aktuellen Recherchen zufolge seine Bewerbungsunterlagen, die noch immer im Archiv der Universität einsehbar sind und drei Unstimmigkeiten aufweisen, problematisch für ihn werden.
Laut »Welt am Sonntag« gab Lauterbach zunächst für die Bewerbung auf die Professur in seinem Lebenslauf an, Leiter der Mammakarzinom-Studie »Qualitätssicherung in der Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms durch das Tumorzentrum Aachen e. V.« zu sein. Mit zwei Millionen D-Mark sei das Projekt vom Bundesgesundheitsministerium gefördert worden. Laut einem Gesprächsprotokoll der Universität hatte Lauterbach mündlich versprochen, einen großen Teil dieser Drittmittel nach Tübingen zu holen.
Doch das Bundesgesundheitsministerium erklärte gegenüber der »Welt«, dass es das von Lauterbach angegebene Mammakarzinom-Projekt nie gegeben habe. Auch im Bundesarchiv und bei der RWTH Aachen sind keine Unterlagen dazu zu finden. Was sich aber finden lässt: Ein Buch zu einer Aachener Brustkrebs-Studie, das in der Berliner Stadtbibliothek lagert. Darin wird aber nicht Karl Lauterbach als Autor aufgelistet, sondern Christian Mittermayer, der damals das Institut für Pathologie an der RWTH Aachen leitete. Laut »Welt« will sich Mittermayer nicht zu dem Sachverhalt äußern. Doch Recherchen der Zeitung zeigen, dass Mittermayer in einem 1996 verfassten Brief an den Dekan der Tübinger Universität erklärte, dass Lauterbach eine halbe Assistentenstelle am Institut für Pathologie innehatte, »um ein Forschungsprojekt zu bearbeiten«. Demnach war Lauterbach Assistent und nicht wie von ihm angegeben Studienleiter.
Der zweite Vorwurf gegen Lauterbach lautet, dass er in seinem Lebenslauf eine weitere Drittmittel-Beschaffung für die Studie »Cost-Containment and the Diffusion of new Technology in Health Care« in Höhe von 100.000 US-Dollar (knapp 94.000 Euro) auflistete. Fördergeber sei laut Lebenslauf-Angaben die Robert Wood Johnson Foundation in Princeton (USA) gewesen. Alan B. Cohen, damaliger Studienleiter, habe jedoch selbst die 100.000 Dollar beschafft, wie er gegenüber der »Welt« erklärte. Lauterbach sei nur an der Konzeption und Analyse der Projektphasen beteiligt gewesen, nicht aber an der Beschaffung der Förderung. so Cohen.
Der dritte Vorwurf: Lauterbach habe bei seiner Bewerbung ein von der Robert-Bosch-Stiftung mit damals 20.000 D-Mark gefördertes Buchprojekt aufgelistet, wie die »Welt« berichtet. Laut Stiftung wurde die Förderung zwar zugesagt, jedoch nie ausgezahlt, weil das Buch nie fertiggestellt wurde.
Zu den Anschuldigungen sagte der SPD-Politiker gegenüber Ippen-Medien am Sonntag: »Den konkreten Fall kann ich nicht mehr rekonstruieren«. Außerdem sagte er: »Für eine Berufung sind nicht Drittmittel entscheidend, sondern die Qualifikationen. Nicht jedes geplante Drittmittelprojekt wird auch umgesetzt.« Ihm seien damals vier Professuren angeboten worden, den Ruf nach Köln habe er angenommen. Ob sich die Anschuldigungen gegen Lauterbach weiter erhärten, bleibt nun abzuwarten.