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Approbationsordnung

Studenten lehnen Positionspapier zur Novellierung ab

Mit einer gemeinsamen Position wollte die Bundesapothekerkammer die Novellierung der Approbationsordnung für Apotheker beantragen. Nun haben ausgerechnet die Studierenden das gemeinsam erarbeitete Positionspapier abgelehnt. Der Hauptgrund ist: Trotz zwei Semestern mehr wäre der Stundenplan immer noch zu voll gepackt.
Daniela Hüttemann
30.05.2022  13:00 Uhr

Über mehr als zwei Jahre hat ein Runder Tisch gemeinsam an dem Positionspapier zur Novellierung der Approbationsordnung gearbeitet. Alle beteiligten Organisationen (siehe Kasten) hatten bereits zugestimmt, zuletzt auch die Bundesapothekerkammer am 10. Mai. Es fehlte nur noch das Placet des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD). Dessen Delegierte haben nun jedoch bei ihrer 132. Bundesverbandstagung von Christi Himmelfahrt bis Sonntag in Leipzig dagegen gestimmt.

Der BPhD teilte der PZ auf Nachfrage mit: »Wir haben den Novellierungsentwurf am vergangenen Wochenende sehr ausführlich besprochen und diskutiert. Schlussendlich ist die Delegiertenversammlung zu dem Schluss gekommen, dass der Entwurf viele gute Ansätze enthält und ein erster wichtiger Schritt hin zu einer Novellierung ist. Allerdings können die Studierenden das Papier in seiner aktuellen Form noch nicht mittragen.«

Hauptkritikpunkt ist, dass die von den Studierenden eingeforderte Entlastung trotz zwei Semestern mehr nicht berücksichtigt wurde und sich die Semesterwochenzahl sogar noch erhöhen soll. Zwar begrüßt der BPhD die Stärkung der Fächer Klinischen Pharmazie und Pharmakologie, die deutlich mehr Stunden erhalten sollen, sowie die Einführung einer wissenschaftlichen Arbeit. Die dafür benötigten drei Vollsemester mit einer angedachten Erweiterung des Studiums um nur zwei Semester würden die Semesterwochenstunden jedoch deutlich erhöhen, heißt es in einer Stellungnahme. »Bereits jetzt müssen Laborpraktika an einigen Standorten in die vorlesungsfreie Zeit gelegt werden, um eine Umsetzung unter den personellen und räumlichen Bedingungen zu realisieren«, mahnen die Studierenden.

Stattdessen wollen die Studierenden eine paritätische Stundenverteilung der fünf Fächer im Hauptstudium unter Beibehaltung der aktuellen Semesterwochenstundenzahl. Das liefe auf eine Kürzung vor allem der Pharmazeutischen Chemie hinaus. Unklar sei auch noch, wie die wissenschaftliche Arbeit umgesetzt werden soll. »Insbesondere die organisatorische Implementierung in den Studienkanon und die zeitliche Abstimmung auf den darauffolgenden Zweiten Abschnitt der Pharmazeutischen Prüfung bleiben offen«, heißt es in der Stellungnahme

Lob und Kritik gab es für den Vorschlag, die Benotung neuzugestalten. So sollen die über die Zeit erbrachten Studienleistungen in den einzelnen Modulen in die Einzelnoten der entsprechenden Prüfungsfächer im ersten und zweiten Prüfungsabschnitt einfließen und nicht nur die Leistung am Tag der Examensprüfungen zählen. So soll die Benotung gerechter werden. Dem BPhD fehlt hier jedoch ein klares Konzept. 

Wie geht es nun weiter?

Ziel des Runden Tisches war es, einen gemeinsamen Vorschlag der Apothekerschaft zu bringen, wie das Pharmaziestudium in Zukunft aussehen soll. Vertreter des BPhD waren selbst an der langwierigen und kompromissvollen Ausarbeitung des Positionspapiers beteiligt, haben jedoch nun keine Mehrheit bei den Studierenden einholen können. Damit kann die Apothekerschaft nun nicht wie erhofft mit komplett geeinter Stimme die Novellierung der Approbationsordnung beim Bundesgesundheitsministerium beantragen. 

Trotzdem steht eine Novellierung dringend an. Nun bleibt abzuwarten, ob die Bundesapothekerkammer auch ohne die Studierenden an Bord zeitnah den Antrag stellen wird, denn es ist nicht vorgeschrieben, dass sich die verschiedenen Interessengemeinschaften in der Pharmazie zuvor einig sein müssen. 

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