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Covid-19-Impfung

STIKO empfiehlt kein Moderna mehr für unter 30-Jährige

Die Ständige Impfkommission empfiehlt, nur noch den Covid-19-Impfstoff Comirnaty® von Biontech/Pfizer bei Menschen unter 30 Jahren einzusetzen. Der Grund ist das im Vergleich höhere Myokarditis- und Perikarditis-Risiko des Moderna-Impfstoffs Spikevax®.
Christina Hohmann-Jeddi
10.11.2021  10:36 Uhr

Die Ständige Impfkommission (STIKO) aktualisiert ihre Covid-19-Impfempfehlung und empfiehlt, Personen unter 30 Jahren ausschließlich mit dem Impfstoff Comirnaty zu impfen. Das teilt die Kommission heute mit. Ein entsprechender Beschlussentwurf sei soeben in das vorgeschriebene Stellungnahmeverfahren gegangen.

Die Empfehlung gelte sowohl für die Grundimmunisierung als auch für die Auffrischimpfung. Bereits begonnene Impfserien mit Spikevax sollten mit Comirnaty fortgeführt werden. Die Vektorimpfstoffe von Astra-Zeneca und Janssen (Johnson & Johnson) sind ohnehin nur für über 60-Jährige empfohlen. Obwohl für Schwangere keine Vergleichsdaten zu Comirnaty und Spikevax vorlägen, sollten schwangere Frauen unabhängig vom Alter ebenfalls Comirnaty erhalten.

Der Grund für die Änderungen seien aktuelle Daten des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), die zeigten, dass Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) und Herzbeutelentzündungen (Perikarditis) bei Jungen und jungen Männern sowie bei Mädchen und jungen Frauen unter 30 Jahren nach der Impfung mit Spikevax von Moderna häufiger beobachtet wurden als nach der Impfung mit Comirnaty. Für Menschen ab 30 Jahren bestehe nach der Impfung mit Spikevax kein erhöhtes Risiko für eine Herzmuskel- und Herzbeutelentzündung, schreibt die STIKO. Nach den bisherigen Erkenntnissen verliefen die impfstoffbedingten Myokarditis- und Perikarditis-Fälle überwiegend mild.

Bereits Ende Oktober hatte das PEI in seinem Sicherheitsbericht mitgeteilt, dass die seltenen Nebenwirkungen nach Impfungen mit Spikevax in Deutschland häufiger zu beobachten seien als nach Impfung mit Comirnaty. Bei beiden handelt es sich um mRNA-Impfstoffe. Das Moderna-Präparat ist mit 100 µg Wirkstoff pro Dosis deutlich höher dosiert als das Biontech/Pfizer-Präparat mit 30 µg.

Der Beschlussentwurf zu der aktualisierten Impfempfehlung mit dazugehöriger wissenschaftlicher Begründung sei in dem vorgeschriebenen Stellungnahmeverfahren an die Bundesländer und die beteiligten Fachkreise gegangen, heißt es von der STIKO. Änderungen seien daher noch möglich. Die endgültige Empfehlung, auch mit Änderungen in Bezug auf die Auffrischimpfungen, werde zeitnah im »Epidemiologischen Bulletin« erscheinen.

Gestern hatte Frankreichs oberste Gesundheitsbehörde HAS (Haute Autorité de santé) Menschen unter 30 Jahren von Impfungen mit Spikevax abgeraten. Dänemark und Schweden hatten diese Sicherheitsmaßnahme schon Anfang Oktober ergriffen.

EMA startet Begutachtung für 6- bis 11-Jährige

In Kürze wird eine Zulassung der Moderna-Vakzine für Kinder zwischen sechs und elf Jahren in der EU erwartet. Am Dienstag hatte das US-Unternehmen mitgeteilt, einen entsprechenden Antrag an die Europäische Arzneimittelbehörde EMA gestellt zu haben. Die EMA hat die Bewertung des Antrags gestartet und gibt schätzungsweise zwei Monate als Bearbeitungszeit an. Damit wird die Entscheidung wohl erst Anfang kommenden Jahres fallen.

Angesichts der heutigen Entscheidung der STIKO wird Spikevax unabhängig von der EMA-Entscheidung wohl in Deutschland in dieser Altersgruppe nicht eingesetzt werden.

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