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Hautkrebsmonat Mai

Sonnenschutz ist Selbstschutz

Hautkrebs ist und bleibt ein wichtiges Aufklärungsthema. Deshalb hat der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) den Mai zum Hautkrebsmonat ausgerufen. Kaum einer Karzinomart lässt sich durch Selbstinitiative so gut vorbeugen wie dem Hautkrebs.
Ulrike Viegener
20.05.2020  09:00 Uhr

»Sonnenschutz ist keine Glückssache«: Unter diesem Motto steht dieses Jahr der Hautkrebsmonat Mai. Der Slogan soll dafür sensibilisieren, dass es effektive Strategien der Hautkrebsprävention gibt und dass deren Umsetzung in der Eigenverantwortung jedes Einzelnen liegt. Sonnenschutz und Selbstbeobachtung sind sowohl beim schwarzen Hautkrebs als auch bei hellen (weißen) Arten die entscheidenden Aspekte der Prävention. »Mit dem bundesweiten Hautkrebsmonat verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz von Vorsorge und Früherkennung in allen Lebensaltern, in der Freizeit und im Beruf«, so BVDD-Pressereferent Dr. Ralph von Kiedrowski. Sämtliche Kräfte sollen für eine breitangelegte Informationskampagne gebündelt werden. Und da dürfen freilich Apotheker und PTA nicht fehlen.

Trotz intensiver Aufklärungsbemühungen in der Vergangenheit steigen sowohl beim schwarzen als auch beim weißen Hautkrebs die Erkrankungszahlen an. Mit der Diagnose malignes Melanom werden zunehmend auch jüngere Menschen konfrontiert, die mitunter erst um die zwanzig sind. Laut der Deutschen Krebsgesellschaft ist in Deutschland jährlich von mehr als 21.000 Neuerkrankungen auszugehen. Das maligne Melanom macht rund vier Prozent aller bösartigen Neuerkrankungen aus und ist für etwa ein Prozent aller krebsbedingten Todesfälle verantwortlich.

Die Fälle von hellem Hautkrebs werden bislang in Deutschland nicht systematisch, das heißt nicht flächendeckend erfasst. Aufgrund von Daten regionaler Krebsregister ist davon auszugehen, dass sich die jährliche Erkrankungsrate um 300 auf 100.000 Einwohner bewegt. Das Deutsche Krebsforschungszentrum beziffert die Neuerkrankungen auf rund 230.000 pro Jahr, womit heller Hautkrebs um ein Zehnfaches häufiger als sein schwarzes Pendant ist. Das Manifestationsalter liegt in der Regel jenseits des fünfzigsten Lebensjahres. Rund 80 Prozent der Erkrankten haben ein Basalzellkarzinom (Basaliom) und 20 Prozent ein Plattenepithelkarzinom (Spinaliom). Das Basaliom ist beim Menschen der häufigste maligne Tumor überhaupt.

Im allgemeinen Bewusstsein ist das Basaliom jedoch weit weniger präsent als das maligne Melanom, das oft fälschlich allein mit Hautkrebs gleichgesetzt wird. Die diesjährige Aufklärungskampagne des BVDD soll genutzt werden, um speziell auch auf helle Hautkrebsformen aufmerksam zu machen. Ob schwarz oder weiß: Früherkennung ist in jedem Fall wichtig. Helle Hauttumoren metastasieren zwar selten und haben deshalb eine vergleichsweise gute Prognose, aber auch hier sind die Behandlungserfolge umso besser, je früher der Tumor entdeckt wird. Das maligne Melanom ist so gefährlich, weil sich Krebszellen früh im Krankheitsverlauf über Lymph- und Blutbahnen ausbreiten. In frühen Stadien sind die Heilungschancen aber auch beim malignen Melanom gut. Derzeit wird schwarzer Hautkrebs in zwei Drittel aller Fälle frühzeitig entdeckt, und die Fünf-Jahres-Überlebensraten liegen über 90 Prozent.

Die Haut vergisst nichts

Eine Zielgruppe hat die BVDD-Kampagne besonders im Visier: kleine Kinder im Vorschulalter. Den Slogan »Die Haut vergisst nichts« kennen zwar viele Menschen. Aber längst nicht alle machen sich wirklich klar, was das bedeutet, und handeln entsprechend nachlässig. Der Spruch bezieht sich vor allem auf die Empfindlichkeit von Kinderhaut gegenüber ultravioletten Strahlen. Kinderhaut ist deutlich dünner als die von Erwachsenen und zudem anders strukturiert. Die UV-empfindlichen Stammzellen liegen viel dichter unter der Hautoberfläche und sind den UV-Strahlen stärker ausgesetzt als in späteren Jahren. Außerdem ist die Fähigkeit, sich durch Pigmenteinlagerungen zu schützen, im Kindesalter noch nicht ausgereift.

Es ist davon auszugehen, dass viele Hautkrebserkrankungen die Folge UV-bedingter Schäden in früher Kindheit sind. Besonders gefährlich ist ein Sonnenbrand, aber auch leichtere UV-Schäden, die sich in ihrer Wirkung summieren, sind nicht zu unterschätzen. Das schwarze Melanom ist mit wiederholt hoher UV-Belastung assoziiert. Sonnenbrände im Kindes- und Jugendalter erhöhen es um das Zwei- bis Dreifache. So sind die Fallzahlen in Nordeuropa – mit zeitlicher Verzögerung – deutlich angestiegen, nachdem südliche Länder wie Italien in den 1950er-Jahren zum beliebten Sommerreiseziel avancierten. Sonnenschutz war damals noch kein Thema, und viele hellhäutige Menschen setzten sich und ihre Kinder ohne Bedenken intensiver UV-Bestrahlung aus. Mittlerweile weiß man, dass für den schwarzen Hautkrebs der bedeutendste Risikofaktor die Anzahl der nach der Geburt erworbenen Pigmentmale ist. Menschen mit mehr als hundert von diesen haben ein siebenfach erhöhtes Risiko.

Eine weitere spezielle Zielgruppe im Hautkrebsmonat Mai sind Menschen mit berufsbedingt starker Sonnenexposition: zum Beispiel Beschäftigte im Baugewerbe sowie in der Land- und Forstwirtschaft, aber auch Postzusteller halten sich viel im Freien auf und sind deshalb verstärkt ultravioletter Strahlung ausgesetzt. Nachdem das Plattenepithelkarzinom – einschließlich der aktinischen Keratose als Vorstufe – 2015 in die Liste der Berufskrankheiten aufgenommen wurde, sind die gemeldeten Fälle von berufsbedingtem Hautkrebs jährlich auf mehr als 8000 Fälle angestiegen. Das Plattenepithelkarzinom ist – im Unterschied zum malignen Melanom – eher mit einer dauerhaften, langjährigen UV-Exposition assoziiert.

Adäquater Sonnenschutz hat verschiedene Aspekte: In der Mittagszeit wird die Sonne im Hochsommer am besten ganz gemieden. Der Kopf sollte bei längerer Exposition immer mit breitkrempigen Hüten oder Schirmmützen gegen UV-Strahlen geschützt werden. Das gilt ganz besonders für Kleinkinder, die – wenn überhaupt – nur begrenzte Zeit in praller Sonne verbringen sollten. Auch bei kürzerer Exposition ist ein guter Sonnenschutz unbedingt zu empfehlen.

Der Lichtschutzfaktor sollte bei Kleinkindern mindestens 30 betragen, in südlichen Gefilden sogar 50 bis 50 plus. Die verwendeten Sonnenschutzmittel sollten auch gegen UV-A-Strahlen zuverlässig schützen, weshalb ein gewisser Anteil an chemischen UV-Filtern unverzichtbar ist. Ein guter UV-B-Schutz lässt sich dagegen allein mit Mikropigmenten erreichen, deren Anteil bei Sonnenschutzmitteln für Kinder möglichst hoch sein sollte.

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