So schützt das Tragen von Masken wirksam vor Infektionen |
Theo Dingermann |
29.12.2020 16:30 Uhr |
Ein chirurgischer Mund-Nasen-Schutz schützt sowohl den Träger als auch andere – wenn er korrekt gehandhabt wird. / Foto: Getty Images/Aleksandr Zubkov
Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) und die Gesellschaft für Virologie (GfV) haben gemeinsam eine Handlungsempfehlung auf wissenschaftlicher Basis zum Tragen von Masken zur Infektionsprophylaxe erarbeitet und publiziert.
Motivation zu Erstellung dieser Handlungsempfehlungen war unter anderen, dass es selbst für Fachleute derzeit schwer ist, aus der großen Menge an Informationen die relevanten Anteile heraus zu filtern. Diese Problematik bildet den Boden für Fehlinformationen und Unwahrheiten, die von unterschiedlichsten Quellen meist über das Internet schnell und effizient verbreitet werden. Um dem zu begegnen, haben die beiden Fachgesellschaften geprüfte Informationen zum derzeitigen Stand der Wissenschaft, wie ausdrücklich betont wird, zur Infektionsprävention (insbesondere das Tragen von Masken) zusammengestellt.
Die Leitlinie ist umso willkommener, da es keinerlei Hinweis darauf gibt, dass SARS-CoV-2 bald von selbst verschwinden wird. Da es wissenschaftlich unumstritten ist, dass das Verhalten des Einzelnen die Ausbreitung der Viren beeinflusst, wurde die aktuelle wissenschaftliche Literatur zum Tragen von Masken in einer Form dargestellt, die auch dem interessierten Laien zugänglich sein soll, schreiben die Autoren in der Präambel.
SARS-CoV-2 wird überwiegend über Tröpfchen und (weniger effizient) über Aerosole übertragen, die Infizierte abgeben. Die virushaltigen Tröpfchen lassen sich dort, wo sie freigesetzt werden (Mund/Nase), durch einen Mund-Nasen-Schutz (MNS) zu einem gewissen bis hohen Grad sowohl beim Sprechen als auch Husten effektiv abfangen.
Ein chirurgischer MNS, also die klassische OP-Maske, hat eine mittig liegende Filtermembran, die einerseits Partikel in Tröpfchengröße zurückhält. Andererseits sind die Membranen hydrophob und halten auch über diese Eigenschaft Tröpfchen unabhängig von ihrer Größe zurück.
Die manchmal irreführenderweise geäußerte Meinung, dass die Porengröße für die winzig kleinen Viren zu groß sei, ist falsch. Die Viren werden nicht etwa als einzelne freie Viruspartikel, sondern in respiratorischen Tröpfchen ausgeschieden, sodass der MNS diese ohne Probleme abfangen kann.
Ein Problem kann dadurch auftreten, dass Masken nicht immer vollkommen dicht am Gesicht anliegen. Je besser eine Maske sitzt, desto geringer ist die Gefahr, dass potenziell virushaltige Tröpfchen austreten. Die Gefahr einer Infektion durch austretende Tröpfchen ist am geringsten, wenn sich zwei Personen frontal begegnen.
Entsprechend hilft es, Infektionen zu verhindern, wenn sich Masken-tragende Menschen von Gesicht zu Gesicht (und nicht seitlich) begegnen. Ebenso führt ein zusätzlicher größerer Abstand zueinander zu einer weiteren Risikoreduktion. MNS und Abstand unterstützen sich also gegenseitig
Visiere oder Plastikmasken mit großer Öffnung bieten einen deutlich schlechteren Schutz. Abgehalten werden nur Tröpfchen, die direkt gegen die Barriere fliegen.
Ein chirurgischer Mund-Nasenschutz (MNS) dient auch dem Schutz der Person, die den MNS trägt. Dies wurde beispielsweise im vergangenen Jahr in einer Studie an medizinischem Personal getestet. Bei etwa 10 Prozent der Studienteilnehmer waren die MNS auf der Außenseite nach circa sechs Stunden Arbeitszeit mit respiratorischen Viren kontaminiert.
Dies zeigt einerseits, dass der MNS Viren zurückhalten und den Träger schützen kann. Andererseits bedeutet es, dass der MNS sorgfältig so abzulegen ist, dass der Träger sich beim Abnehmen nicht infiziert. Die Studie zeigt auch, dass die Tragedauer begrenzt werden sollte.
In einem systematischen Review wurden die Ergebnisse aller verfügbaren, wissenschaftlich hochwertigen, kontrollierten Studien zur Wirksamkeit von Gesichtsmasken und Atemschutzmasken im medizinischen Bereich oder auch bei Haushaltskontakten untersucht. Dabei zeigte sich, dass in der Bevölkerung das Tragen von Masken einen schützenden Effekt hat und eine Transmission zu 85 Prozent zu senken vermag.
Es gibt inzwischen auch Vergleiche von SARS-CoV-2-Neuinfektionsraten in der Gesamtbevölkerung zwischen Ländern, die frühzeitig unter anderem ein Maskentragegebot für die gesamte Bevölkerung erlassen hatten und Ländern, die das nicht getan haben.
In Hongkong etwa trugen 95 Prozent der Menschen Masken, und es traten dort signifikant weniger Fälle in der ersten Welle der Pandemie auf als in vergleichbaren Ländern, wie etwa Spanien, Deutschland oder der Schweiz, in denen damals noch kein Maskengebot bestand.
Auch bei Flugreisen scheint das Übertragungsrisiko durch das verpflichtende Maskentragen an Bord des Flugzeugs deutlich reduziert zu sein.
Die Autoren verschiedener Studien folgern aus ihren Resultaten, dass das Maskentragen bei gesunden Personen auch bei ausgeprägter Aktivität hinsichtlich der Blutgasversorgung unschädlich ist. Sie weisen aber darauf hin, dass FFP2-Masken bei Menschen mit Lungenvorerkrankungen eventuell zu einer CO2-Retention führen könnten, was auch in einer weiteren kleinen Studie beobachtet wurde.
Aus den Folgerungen einer Literaturübersicht ergab sich die Forderung, Patientengruppen differenzierter zu betrachten und den präventiven Gebrauch von MNS oder FFP2-Masken gezielter an die Patientengruppen und Situationen anzupassen.
Untersuchungen zur Bereitschaft in der Bevölkerung, Masken zu tragen, gibt es bislang aus Italien und Deutschland. In beiden Arbeiten zeigt sich zunächst eine große Bereitschaft in der Bevölkerung, eine Maske in den öffentlichen Bereichen zu tragen, in denen ein entsprechendes Maskentragegebot besteht. Allerdings gibt es Unterschiede hinsichtlich des korrekten Tragens der verschiedenen Maskentypen.
Während aus Stoff gefertigte Mund-Nasen-Bedeckungen (MNB) ganz überwiegend korrekt getragen werden, gibt es beim Tragen von medizinischen Masken häufig Defizite. Die medizinischen Masken werden häufig nicht korrekt an die Gesichtskonturen und die Nase anmodelliert, sodass sowohl der mögliche Schutz des Maskenträgers als auch der Schutz von Kontaktpersonen reduziert oder auch aufgehoben werden kann. Darüber hinaus kam es bei Laien teilweise zu einer Erhöhung des Infektionsrisikos durch Anwendungsfehler bei den Stoffmasken.
Werden also medizinische Masken in der Bevölkerung getragen, sollen die Träger sich gut mit diesen vertraut machen und die Masken nur entsprechend der Herstellerangaben beziehungsweise der Empfehlungen auf den einschlägigen Webseiten anlegen, tragen, abnehmen und entsorgen. Einen Flyer für die Beratung in der Apothekefinden Sie hier.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.