Schwachstellen identifizieren und beheben |
Kittel und Hände sind im Apothekenalltag die größten Kontaminationsquellen. / Foto: Fotolia/Kzenon
Da die Grundlage für hygienisches Arbeiten eine Kenntnis der möglichen Gefahrenquellen für mikrobielle Kontaminationen voraussetzt, hatte das ZL erstmals im Jahr 2012 zusätzlich zu den regulären Rezepturringversuchen ein Hygiene-Monitoring in sein Programm aufgenommen. Es sollte den Apotheken erleichtern, Hauptkontaminationsquellen zu identifizieren und diese durch gezielte, darauf abgestimmte Hygiene-Maßnahmen zu eliminieren. Das Angebot stieß auf reges Interesse. Die Teilnehmerzahl stieg bis 2017 kontinuierlich an und befindet sich seit 2018 auf einem konstantem Niveau von rund 800 jährlichen Teilnahmen (Abbildung 1).
Abbildung 1: Entwicklung der Teilnehmeranzahl über die Jahre / Foto: PZ
Ziel des Hygiene-Monitorings ist es, die Effektivität der in der Apotheke etablierten Personal- und Raumhygienemaßnahmen für den Bereich der nicht-sterilen Arzneimittelherstellung zu überprüfen. Deshalb erfolgt in der Apotheke eine Probenahme mithilfe der vom ZL zur Verfügung gestellten Abklatschplatten an folgenden Probenahmestellen:
Die Proben werden durch einfaches Andrücken der Abklatschplatten auf die zu untersuchende Fläche gewonnen (Abbildung 2a).
Abbildung 2a: Entnahme einer Abklatschprobe vom Kittel / Foto: ZL
Zusätzlich zur Oberflächenprüfung ist optional eine Luftkeimzahlbestimmung mittels sogenannter Sedimentationsplatten möglich. Diese Platten werden über vier Stunden offen aufgestellt und dienen zur Prüfung des Keimstatus in der Raumluft. Der Umfang kann von der Apotheke selbst festgelegt werden.
Die eingesetzten Abklatschplatten enthalten ein universelles Nährmedium namens Casein-Sojamehl-Pepton, das zur Anzüchtung auch von anspruchsvollen Bakterien, Hefen und Schimmelpilzen geeignet ist und dadurch den meisten Umgebungskeimen ein gutes Wachstum ermöglicht.
Nach der Probenahme werden die Platten von einem Kurierdienst in der Apotheke abgeholt und über Nacht in das ZL gebracht. Die Bebrütung der Platten erfolgt unter kontrollierten Bedingungen bei 20 bis 25 °C für fünf bis sieben Tage zum Nachweis von Hefen und Schimmelpilzen und bei 30 bis 35 °C für zwei bis drei Tage zum Erfassen von Bakterien. Zur Auswertung werden alle sichtbaren koloniebildenden Einheiten (KBE) pro Platte gezählt (Abbildung 2b).
Abbildung 2b: Sichtbare koloniebildende Einheiten (KBE) nach entsprechender Bebrütung auf einer Abklatschplatte eines Kittels / Foto: ZL
Für die Beurteilung der Abklatschtests von Arbeitsfläche, Waage, Regal und Boden werden die für die Raumklasse E empfohlenen Grenzwerte von maximal 100 KBE/Platte als Akzeptanzkriterien herangezogen. Für die Hände und Kittel im Brust- oder Bauchbereich gilt, basierend auf Erfahrungswerten, eine maximale Keimzahl von jeweils 35 beziehungsweise 70 KBE/Platte als akzeptabel. Bezüglich der mittels Sedimentationsplatten ermittelten Keimbelastung der Luft richtet sich der Akzeptanzwert von ≤ 100 KBE pro 90 mm Platte in vier Stunden nach den Empfehlungen des Aide-mémoire 07120201.
Werden die genannten Akzeptanzwerte für die Raum- und oder Personalhygiene nicht eingehalten, so deutet dies auf unzureichende Reinigungs- und/oder Desinfektionsmaßnahmen in dem jeweiligen Bereich hin. Auf Basis der Auswertung der einzelnen Abklatschtests sind die Schwierigkeiten, die bei der Planung und Durchführung von Reinigung und Desinfektion auftreten können, sehr leicht zu identifizieren, einzuschränken und mithilfe der für jede einzelne Apotheke ausgearbeiteten Optimierungsvorschläge des ZL auch effizient zu beheben.
Abbildung 3 zeigt, dass Kittel und Hände des herstellenden Personals die größten Kontaminationsquellen im Apothekenalltag darstellen.
Abbildung 3: Einfluss der einzelnen Kontaminationsquellen auf die Einhaltung der Akzeptanzkriterien im Rahmen des Hygiene-Monitorings (2020), *nicht zertifikatsrelevant / Foto: PZ
Während die Reinigung beziehungsweise Desinfektion von Arbeitsflächen, Waage und Regal/Wand offensichtlich größtenteils zu optimalen Resultaten führt, sind größere Schwierigkeiten in Bezug auf die Einhaltung der Akzeptanzkriterien bei der Bodenreinigung zu verzeichnen. Welche kritischen Faktoren die größte Rolle spielen und wie ihr Einfluss minimiert werden kann, wird im Folgenden näher beleuchtet.
Zusammenfassend kann der Mehrzahl der teilnehmenden Apotheken ein guter Hygiene-Status bescheinigt werden. In den Fällen, wo die Grenzwerte der akzeptablen Keimzahl überschritten wurde, sollte das eigene Hygiene-Management überdacht sowie Routine-Abläufe kritisch bewertet werden und die Effektivität der angepassten Maßnahmen anschließend überprüft werden. Apotheken, die bisher noch nicht am Hygiene-Monitoring teilgenommen haben, können auf diese Weise einen sehr guten Einblick in die Effizienz ihres Hygiene-Managementsystems erlangen.