Schutzmasken und Meldepflicht für Beatmungsgeräte kommen |
Die Versorgungslage mit Schutzmasken und Desinfektionsmittel entspannt sich nun auch durch die zentrale Beschaffung der Bundesregierung sowie durch die Umstellung und Aufnahme der Produktion in Deutschland. / Foto: Fotolia/contrastwerkstatt
Im Kampf gegen das Coronavirus kommt staatlich organisierter Nachschub an Schutzausrüstung für Praxen und Krankenhäuser in Gang. Das Bundesgesundheitsministerium gab zehn Millionen dringend benötigte Atemschutzmasken zur weiteren Verteilung an die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Bundesländer, wie ein Sprecher am Donnerstag in Berlin sagte.
Daneben gingen medizinische Hilfsgüter aus Deutschland an den besonders stark von der Corona-Epidemie betroffenen EU-Partner Italien. Masken, aber auch Schutzanzüge für medizinisches Personal sind derzeit weltweit knapp. Die neuen Lieferungen an Schutzmasken sollen unter anderem an Praxen, Bereitschaftsdienste und Stellen für Testabstriche verteilt werden, wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) erläuterte. Noch sei die Lage bei der Ausrüstung teils kritisch, sagte KBV-Chef Andreas Gassen: «So langsam laufen die Praxen leer.» Allerdings sei das Schlimmste mit der aktuellen Lieferung wohl vorbei. Desinfektionsmittel gebe es genügend. Viele Hersteller belieferten Praxen direkt mit Mengen «im Fünf-Liter-Bereich».
Auch der Kosmetik-Konzern Beiersdorf stellt wegen der Corona-Pandemie medizinische Desinfektionsmittel herstellen. Zunächst werden mindestens 500 Tonnen Desinfektionsmittel in den Produktionswerken in Hamburg, Waldheim (Sachsen) und Tres Cantos bei Madrid hergestellt, teilte der Konzern am Donnerstag in Hamburg mit. In enger Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden sollen die Mittel Institutionen und Berufsgruppen zur Verfügung gestellt werden, die gegen das Coronavirus im Einsatz sind.
Die Bundesregierung hatte beschlossen, Schutzausrüstung, aber auch Ausstattung für Intensivstationen in Krankenhäusern ergänzend zentral zu beschaffen. Andere Akteure sollen aber weiterhin auch selbst einkaufen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) machte deutlich, dass die Beschaffung wegen der international angespannten Lage nicht leicht sei. «Es hat lange gedauert, wir haben viel auch auf der Welt nach Lieferanten suchen müssen», sagte er am Mittwochabend in der RTL-Sendung «stern TV». Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte kürzlich weitere 650 Millionen Euro für die Beschaffung von Schutzkleidung und von Material für die Intensivpflege bewilligt.
Atemschutzmasken sollen nun auch wieder in Bayern produziert werden, wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im Landtag in München sagte: «Wir haben jetzt die Eigenproduktion in Bayern mit mittelständischen Unternehmen auf den Weg gebracht.» Spätestens ab nächster Woche solle die Produktion starten. Über den Bund würden an diesem Freitag auch 800.000 Atemschutzmasken nach Bayern geliefert. Darüber hinaus habe Bayern 1.000 Geräte für künstliche Beatmungen gekauft.
Außerdem gibt es seit gestern in Bayern eine Meldepflicht für Beatmungsgeräte in privaten Praxen und Kliniken. «Notfalls müssen wir auch beschlagnahmen», betonte Söder. Der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza bedankte sich am Donnerstag bei Spahn für eine Lieferung medizinischen Materials aus Deutschland. Nach dpa-Informationen wurden am Mittwoch sieben Tonnen Hilfsgüter von der italienischen Luftwaffe ausgeflogen, darunter auch Beatmungsgeräte. Spahn betonte, europäische Partner müssten gerade unter Druck zusammenstehen. Die Bundesregierung hatte wegen der Coronakrise zunächst weitgehende Exportbeschränkungen für Schutzmaterial verhängt. Daran gab es teils auch Kritik aus anderen europäischen Ländern.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.