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Impfnebenwirkungen

Schmerzmittel nicht vorsorglich bei Covid-Impfung einnehmen

Man kann davon ausgehen, dass Millionen Menschen auf der ganzen Welt Paracetamol oder nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) zur Kontrolle akuter Nebenwirkungen im Zusammenhang mit einer Impfung gegen Covid-19 einnehmen. Ob die Einnahme dieser Wirkstoffe mit der erwünschten Impfreaktion interferiert, wird kontrovers diskutiert.
Theo Dingermann
12.03.2021  15:00 Uhr
Schmerzmittel nicht vorsorglich bei Covid-Impfung einnehmen

Fiebersenkende und schmerzlindernde Mittel wie Ibuprofen oder Paracetamol werden weitläufig zur Linderung von Nebenwirkungen eingesetzt, die bei einer Impfung typischer Weise auftreten können. Dies ist keine unumstrittene Praxis, denn durch eine unterdrückte Immunreaktion könnte theoretisch die Antikörperbildung geschmälert werden. In der Literatur findet man Studien, die von dieser Praxis abraten. Auf diese Studie verweist auch der »Steckbrief Paracetamol«, der kürzlich auf PZ-online publiziert wurde. Ebenso wurden jedoch auch Studien publiziert, wonach keine negativen Effekte für den Impferfolg zu erwarten sind. Allerdings wird auch hier von einer prophylaktischen Behandlung abgeraten. Stattdessen wird empfohlen, den Einsatz eines NSAR nur im Sinne einer therapeutischen Anwendung in Erwägung zu ziehen.

Jetzt wurde ein Preprint einer aktuellen Arbeit zugänglich, die demnächst in der Zeitschrift »Chest« erscheinen wird. Hier hinterfragen kanadische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Mahyar Etminan von der Universität von British Columbia, ob NSAR zur Linderung akuter unerwünschter Ereignisse im Zusammenhang mit einer Impfung zum Schutz vor Covid-19 eingesetzt werden sollten. Prinzipiell wird die Gesamtrate systemischer unerwünschter Wirkungen (UAW), darunter Fieber, Kopfschmerz, Müdigkeit und Myalgien, bei den zugelassenen SARS-CoV-2-Impstoffen als erwartbar und vertretbar eingestuft. In der Öffentlichkeit wird das Problem jedoch deutlich stärker wahrgenommen, als dies die Studiendaten nahelegen. Dazu kommt es scheinbar auch deshalb, weil man mittlerweile von einem deutlichen Anteil an Nocebo-Effekten nach einer Immunisierung ausgehen kann.

Diese Tatsache und die Verfügbarkeit von fiebersenkenden Mitteln als rezeptfreie Medikamente lässt erwarten, dass möglicherweise Millionen Menschen auf der ganzen Welt diese Mittel auch zur Kontrolle akuter systemischer Nebenwirkungen im Zusammenhang mit Impfstoffen zum Schutz vor Covid-19 verwenden.

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