Roche testet Tocilizumab bei Covid-19 |
Kerstin A. Gräfe |
19.03.2020 13:20 Uhr |
Roche setzt im Kampf gegen das Coronavirus auf seinen Antikörper Tocilizumab. / Foto: Roche
Nachdem Roche erst vor wenigen Tagen die Notfall-Zulassung für seinen hochautomatisierten Test auf SARS-CoV-2 erhalten hat, kündigte das Unternehmen den Start einer Phase-III-Studie mit seinem bereits zugelassenen Medikament RoActemra® mit dem Wirkstoff Tocilizumab an.
In der Studie sollen Sicherheit und Wirksamkeit des monoklonalen Antikörpers plus Standardbehandlung bei stationären erwachsenen Patienten mit schwerer Covid-19-Pneumonie im Vergleich zu Placebo plus Standardbehandlung untersucht werden. Roche rechnet damit, Anfang April beginnen zu können. In die Studie sollen etwa 330 Patienten weltweit, einschließlich der USA, aufgenommen werden. Zu den primären und sekundären Endpunkten gehören der klinische Status, die Mortalität, die mechanische Beatmung und Werte der Intensivstation.
Die Studie werde in enger Abstimmung mit der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA durchgeführt, so Roche in einer Pressemitteilung. Die neue Studie sei von entscheidender Bedeutung, da es keine gut kontrollierten Studien und nur wenige veröffentlichte Belege für die Sicherheit oder Wirksamkeit von Tocilizumab bei der Behandlung von Patienten mit Covid-19 gebe. RoActemra sei derzeit von keiner Gesundheitsbehörde, auch nicht von der FDA, für diese Anwendung zugelassen.
In Deutschland kam das Medikament 2009 für Arthritis-Patienten auf den Markt. Tocilizumab bindet spezifisch sowohl an lösliche als auch an membrangebundene IL-6-Rezeptoren. Hierdurch wird die entzündungsfördernde Wirkung von IL-6 gehemmt. Dieser Mechanismus soll nun auch bei schweren Lungenentzündungen durch SARS-CoV-2 zum Tragen kommen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.