Robert-Koch-Institut startet Studie |
Wer hatte in der Bevölkerung schon Kontakt mit dem SARS-Coronavirus-2, welche Symptome entwickeln Infizierte? Um diese Fragen zu klären, hat das RKI nun eine Monitoring-Studie gestartet. / Foto: Adobe Stock / rcfotostock
In einer kleinen Gemeinde in Baden-Württemberg startet eine größere Untersuchung des Robert-Koch-Instituts (RKI) zum Coronavirus. In Kupferzell (Hohenlohekreis) sollen ab Mittwoch 2000 Menschen befragt und auch getestet werden. Insgesamt sollen in den kommenden Monaten 8000 Menschen in vier besonders von der Corona-Pandemie betroffenen Orten an der Studie »Corona-Monitoring lokal« teilnehmen, wie RKI-Forscher am Dienstag mitteilten. Im Studienprogramm vorgesehen sind ein Rachenabstrich, eine Blutentnahme und eine Befragung unter anderem zu klinischen Symptomen, Vorerkrankungen und dem Gesundheitsverhalten.
Die Forscher wollen herausfinden, wie viele Menschen bereits mit dem Virus in Kontakt waren und Antikörper gebildet haben. Außerdem erhoffen sie sich Erkenntnisse über den Anteil der Infektionen ohne Symptome, welche Menschen häufiger betroffen sind und wie oft eine Erkrankung so schwer verläuft, dass Betroffene ins Krankenhaus müssen. Ziel ist laut RKI auch, Faktoren zu ermitteln, die eine Ausbreitung vorantreiben oder hemmen.
Eine ähnliche Studie – allerdings nicht vom RKI – hatte es im stark vom Coronavirus betroffenen Gangelt im nordrhein-westfälischen Kreis Heinsberg bereits gegeben. Die Ergebnisse dieser Studie seien wichtig, bezögen sich aber nur auf die Gemeinde Gangelt, sagte Dr. Thomas Lampert, Leiter der Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring am RKI. Dr. Claudia Santos-Hövener vom RKI sagte: »Wir können nicht ausschließen, dass in Gangelt etwas vorlag, das nicht übertragbar ist. Und je mehr Gemeinden wir einschließen, desto besser können wir das beurteilen.«
In Kupferzell wird bis zum 6. Juni getestet, die Ergebnisse sollen im Juli präsentiert werden. Zwischenergebnisse wird es laut RKI nicht geben. Nach den Tests in Kupferzell zieht das RKI-Team weiter nach Bad Feilnbach in Bayern. Dort sowie später in zwei weiteren stark betroffenen Gemeinden – die noch nicht feststehen – werden jeweils weitere 2000 Menschen getestet und befragt. Am »Corona-Monitoring lokal« können nur Personen teilnehmen, die vom RKI zur Studie eingeladen wurden. Dazu wurden Erwachsene über ein Zufallsverfahren beim Einwohnermeldeamt ausgewählt und schriftlich eingeladen. Die Teilnahme ist freiwillig, betont das RKI. Für die vier Gemeinden sind die jeweiligen Ergebnisse repräsentativ.
Zusammen mit der Heinsberg-Studie sowie weiteren geplanten Studien anderer Forscher will sich das RKI ein breites Bild über die Krankheit und deren Verbreitung verschaffen. Laut Landesgesundheitsamt sind etwa in Reutlingen und Freiburg ähnliche Studien in Zusammenarbeit mit dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung geplant.
Die Tests für eine weitere, bundesweit repräsentative Antikörper-Studie zur Verbreitung des Coronavirus sollen laut Lampert im September beginnen – und nicht wie vom RKI mitgeteilt im Mai. Mit Ergebnissen sei im Oktober oder November zu rechnen, sagte Lampert. Es sollen rund 30.000 Menschen aus rund 14.000 Haushalten in allen Regionen Deutschlands teilnehmen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.