RNA der Erreger als Target |
Sven Siebenand |
21.07.2021 13:56 Uhr |
Bestimmte Regionen im Erbgut von Coronaviren könnten sich als Ziel für künftige Medikamente eignen. / Foto: Adobe Stock/Design Cells
Über mögliche antivirale Medikamente, die an bestimmte Regionen der RNA von Coronaviren binden, berichtet ein Team um Dr. Sridhar Sreeramulu von der Goethe-Universität Frankfurt am Main in »Angewandte Chemie«.
Identifiziert wurden 15 kurze Abschnitte des SARS-CoV-2-Genoms, die bei verschiedenen Coronaviren sehr ähnlich sind und daher vermutlich essenzielle regulatorische Funktionen haben. Auch im Laufe des Jahres 2020 waren diese Genomabschnitte nur äußerst selten von Mutationen betroffen.
Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ließen 768 kleine, chemisch einfache Molekülen aus einer Substanzbibliothek mit den 15 RNA-Abschnitten reagieren und analysierten das Ergebnis mittels Kernresonanzspektroskopie. Auf diese Weise fanden die Forschenden um Seniorautor Professor Dr. Harald Schwalbe, ebenfalls Frankfurt am Main, 69 kleine Moleküle, die an 13 der 15 RNA-Abschnitte banden.
»Drei der Moleküle banden sogar spezifisch an nur einen RNA-Abschnitt. Wir konnten damit zeigen, dass sich die SARS-CoV-2-RNA sehr gut als potenzielle Zielstruktur für Medikamente eignet. Angesichts der zahlreichen Mutationen von SARS-CoV-2 sind solche konservativen RNA-Abschnitte, wie wir sie identifiziert haben, für eine Wirkstoffentwicklung besonders interessant«, so Schwalbe in einer Pressemitteilung der Hochschule.
Man habe bereits mit Untersuchungen kommerziell verfügbarer Substanzen begonnen, die chemisch ähnlich zu den Bindungspartnern aus der Substanzbibliothek sind. Dennoch ist es noch ein sehr langer Weg bis zu einem möglichen Covid-19-Medikament. Aber auch für spätere Coronaviren, so heißt es in der Originalarbeit, könnte die Virus-RNA sich als interessantes Target hervortun.
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