Reihenfolge beeinflusst die Immunantwort |
Theo Dingermann |
29.09.2022 16:30 Uhr |
Mindestens zwei Impfungen gegen Covid-19 sollte jeder in seinem Impfpass stehen haben. Doch erst ein dritter Kontakt, ob mit dem Virus selbst oder in Form eines Boosters, komplettiert den Schutz. / Foto: Adobe Stock/Bjoern Wylezich
Die bislang zugelassenen mRNA-basierten Auffrischungsimpfstoffe (Booster) induzieren eine starke Immunantwort und schützen vor allem vor schweren Krankheitsverläufen. Dieser Immunschutz ist am stärksten ausgeprägt, wenn das Immunsystem auch im Rahmen einer Durchbruchinfektion mit einem intakten Virus konfrontiert wurde.
Allerdings war bislang nicht klar, welche Reihenfolge von Durchbruchinfektion und Boosterimpfung für die Ausbildung eines guten Schutzstatus optimal ist. Dieser Frage widmeten sich jetzt Forschende eines Kollektivs um Clarisa M. Buckner vom Laboratory of Immunoregulation des US National Institute of Allergy and Infectious Diseases in einer Arbeit, die in »Cell« publiziert wurde.
Die Daten bestätigen eigentlich das, was man schon länger vermutet hatte: Bei einem zu kurzen Intervall zwischen Infektion und Auffrischimpfung beobachtet man maximal einen mäßigen Boostereffekt. Dies war aus Tierstudien hinlänglich bekannt. Bei zu häufiger Stimulation des Immunsystems mit dem gleichen Antigen verhindern antikörpervermittelte Rückkopplungen und andere Regulationsmechanismen eine gute Steigerung der Immunantwort. Darüber hinaus spielt allerdings wohl auch die zeitliche Reihenfolge von Infektion und Impfung eine Rolle.
Konkret untersuchten die Forschenden über einen Zeitraum von zwei Monaten die Antikörper- und B-Zell-Reaktionen auf eine Boosterdosis eines mRNA-Impfstoffs bei 66 Personen mit einer unterschiedlichen Infektionshistorie. Diesen Personen wurde Serum zum Studienbeginn (Tag 0) sowie an den Tagen 30 und 60 nach der Impfung entnommen und analysiert.
Die Probanden in der ersten Gruppe (n = 44) waren nicht infiziert, aber geboostert. In die zweiten Gruppe (n = 11) waren Personen eingeschlossen, die sich mit einem Nicht-Omikron-Virus infiziert hatten und dann innerhalb von drei Monaten geboostert worden waren. Die Probanden der dritten Gruppe (n = 11) hatten sich erst nach der Impfung mit dem Omikron-BA.1-Virus infiziert.
Nicht infizierte geimpfte Probanden (Gruppe 1) und Probanden, die sich nach einer Impfung infiziert hatten (Gruppe 3), wiesen im Gegensatz zu Probanden, die sich vor der Auffrischimpfung infiziert hatten (Gruppe 2), robuste, an Spike-Protein bindende und neutralisierende Antikörper sowie ein B-Zell-Gedächtnis auf.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.