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Pharmahandelskonzerne

Phoenix übernimmt weite Teile der Ex-Celesio

Der Mannheimer Pharmahandelskonzern Phoenix wird große Unternehmensteile des Konkurrenten McKesson Europe (ehemals Celesio) übernehmen. In einer Mitteilung gab die Phoenix am heutigen Mittwoch bekannt, dass man die Tätigkeiten von McKesson in Belgien, Frankreich, Irland, Italien, Portugal und Slowenien erwerben wolle – auch die Ex-Celesio-Zentrale in Stuttgart soll an Phoenix gehen.
Benjamin Rohrer
07.07.2021  16:30 Uhr

Laut Mitteilung haben Phoenix und McKesson Europe eine Vereinbarung unterzeichnet, in der es um die Übernahme mehrerer Unternehmensbereiche der ehemaligen Celesio geht. Konkret geht es um die Portfoliounternehmen von McKesson Europe in Belgien, Frankreich, Irland, Italien, Portugal und Slowenien sowie der Europazentrale in Stuttgart und der Minderheitsbeteiligung am Gemeinschaftsunternehmen Brocacef Groep in den Niederlanden. Beide Konzerne warten nun auf die kartellrechtlichen Genehmigungen.

In einigen der oben genannten Länder betreibt McKesson Apothekenketten und Großhandlungen gleichzeitig. In Belgien, Irland und Italien betreibt der Konzern die Apothekenketten-Marke »LloydsPharmacy«, die allerdings je nach Apothekenbesitz-Regulierungen in den Ländern unterschiedlich an den Konzern angebunden sind. In Frankreich, Portugal und Slowenien hat McKesson jeweils eine Arzneimittel-Großhandlung, die künftig von Phoenix geführt werden soll. In den Niederlanden hatten beide Konzerne schon gemeinsam die Brocacef Group betrieben, die sowohl den Großhändler Brocacef als auch die Apothekenkette Benu (Phoenix‘ Ketten-Marke) kontrolliert. Das niederländische Gemeinschaftsunternehmen soll künftig von Phoenix alleine kontrolliert werden.

UK-Geschäft geht nicht an Phoenix

Interessant ist auch, welche Unternehmensteile bei der Ex-Celesio verbleiben. Die britische Apothekenkette LloydsPharmacy beispielsweise soll weiter von McKesson betrieben werden. Mit Lloyds hat McKesson im Vereinigten Königreich die zweitgrößte Apothekenkette (rund 1800 Filialen) – eigenen Angaben zufolge beschäftigt der Konzern rund 25.000 Menschen im Königreich. Auch das norwegische Geschäft soll nicht von Phoenix übernommen werden. In Norwegen kontrolliert McKesson sowohl einen Großhändler als auch eine Apothekenkette (Vitusapotek). Und auch der österreichische Großhändler Herba Chemosan bleibt in McKesson-Hand.

Die Geschäftsaktivitäten von McKesson im deutschen Großhandelsmarkt sind ausdrücklich nicht Teil der Vereinbarung. Die McKessson-Tochter Gehe war ja bekanntlich schon vor mehreren Monaten mit Walgreens Boots Alliance (WBA) fusioniert und hat sich mit einer Minderheitsbeteiligung an einem Gemeinschaftsunternehmen mit WBA beteiligt. Allerdings übernimmt die Phoenix die Stuttgarter Konzernzentrale, aus der die Europa-Geschäfte der Ex-Celesio gesteuert werden. Erst 2017 waren die rund 350 damaligen Celesio-Mitarbeiterinnen  und -Mitarbeiter in den Neubau in der Stadtmitte Stuttgarts eingezogen. Man stärke sich so »mit der Kompetenz und Erfahrung der Zentrale von McKesson Europe, die die Landesgesellschaften in ihrem Betrieb unterstützt«, heißt es in einer Phoenix-Mitteilung. Ebenfalls erworben wird das in Deutschland ansässige Unternehmen recucare an Phoenix gehen.

Sven Seidel, Vorstandsvorsitzender der Phoenix, erklärte zu der Übernahme: »Mit diesem Schritt stärken wir die Position der Phoenix Group als integrierter Gesundheitsdienstleister mit europaweiter Präsenz und lokal etablierten Marken. Unseren Kunden, Patienten und Partnern in Europa können wir künftig noch umfassendere und optimal ineinandergreifende Angebote machen.«

Phoenix-Chef Seidel: Margendruck nimmt zu

Die Akquisition finde vor dem Hintergrund hoher Wettbewerbsintensität und zunehmenden Margendrucks in der europäischen Gesundheitsbranche statt. Demografischer Wandel und wachsendes Gesundheitsbewusstsein steigerten zugleich die Nachfrage nach stationären sowie digitalen Gesundheitsdienstleistungen und -produkten. »Mit dem Ausbau unserer europäischen Präsenz stellen wir die Phoenix Group noch robuster für zukünftige ökonomische und regulatorische Marktveränderungen auf. Zudem bieten sich uns dadurch neue Möglichkeiten, die digitale Transformation des Gesundheitssektors in Europa zum Wohle der Patienten aktiv mitzugestalten«, so Seidel.

Gibt es eine kartellrechtliche Zustimmung für die Übernahme, werden beide Konzerne die Übernahmen jeweils auf Ebene der betroffenen Länder konkretisieren, heißt es weiter in der Pressemitteilung. Schon jetzt ist die Phoenix europaweit in 27 Ländern tätig und hat eigenen Angaben zufolge mehr als 39.000 Beschäftigte.

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