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Schweres Covid-19

Opaganib liefert positive Ergebnisse

Der noch nicht zugelassene Wirkstoff Opaganib hat in einer Phase-II/III-Studie mit hospitalisierten und schwer erkrankten Covid-19-Patienten vielversprechende Daten erzielen können.
Sven Siebenand
09.02.2022  11:00 Uhr

Hersteller Redhill Biopharma weist in einer Pressemitteilung auf die Ergebnisse von zwei kürzlich abgeschlossenen vordefinierten Analysen einer Covid-19-Studie mit oralem Opaganib hin. Die erste Analyse zeigte, dass Opaganib die Sterblichkeit signifikant reduzierte, wenn es Patienten zusätzlich zu Remdesivir und Corticosteroiden gegeben wurde. Im Studienarm, der neben Remdesivir und Corticosteroiden auch mit Opaganib therapiert, starben drei von 43 Patienten (7 Prozent) bis zum Tag 42. Im Vergleichsarm mit Remdesivir und Corticoiden, aber ohne Opaganib waren es elf von 47 Patienten (23 Prozent), die bis zum 42. Tag verstarben. Das entspricht einer signifikanten Verringerung der Sterblichkeit um 70,2 Prozent.

Die zweite Analyse zeigte, dass Opaganib die Zeit bis zur Genesung, definiert als das Erreichen eines Wertes von 1 oder weniger auf der WHO-Ordinalskala bis zum Tag 14, signifikant verkürzte. Im Vergleich zu den 37 Prozent der mit Opaganib behandelten Patienten (86 von 230) erreichten 28 Prozent der mit Placebo plus Standard-of-Care behandelten Patienten (65 von 233) dieses Ergebnis.

Redhill Biopharma teilt mit, dass es Zulassungsgespräche in mehreren Ländern vorantreibe und für bestimmte Länder in der ersten Hälfte 2022 die Einreichung potenzieller Notfall- und Zulassungsanträge geplant sei.

Opaganib ist ein selektiver Inhibitor der Sphingosinkinase-2 (SK2). Das ruft zum einen eine entzündungshemmende Wirkung hervor. Denn die SK2-Hemmung bremst die Synthese von Sphingosin-1-Phosphat (S1P), einem Lipid-Signalmolekül, das das Krebswachstum und pathologische Entzündungen fördert. Für den Einsatz bei Viruserkrankungen interessant: Opaganib besitzt offenbar auch antivirale Aktivität, die ebenfalls durch die SK2-Blockade begründet ist. So scheint SK2 ein Wirtsfaktor für die Virusreplikation darzustellen.

Eine Publikation in »Emerging Microbes & Infections« zeigte zum Beispiel für das Chikungunya-Virus, dass SK2 ein Wirtsfaktor ist, der während der Infektion mit dem viralen Replikationskomplex kolokalisiert wird. Die gezielte Beeinträchtigung der SK2-Expression oder -Funktion hemmte die Virusinfektion signifikant. Offenbar spielt SK2 auch im Replikations-Transkriptions-Komplex von SARS-CoV-2 eine wichtige Rolle. In einem In-vitro-Modell des menschlichen Lungenbronchialgewebes hat die Substanz laut Redhill Biopharma die Replikation des ursprünglichen SARS-CoV-2 und aufgetretenen getesteten Varianten vollständig gehemmt.

Ursprünglich war Opaganib als Krebsmedikament entwickelt worden und wird auch im onkologischen Bereich in klinischen Studien auch weiter getestet – etwa bei Prostatakrebs und beim Gallengangskarzinom. Positive präklinische Ergebnisse gibt es auch in der Indikation Nierenfibrose.

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