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Impfen nach der Pandemie

NRW-CDU für impfende Apotheker und dauerhafte Impfzentren

Mit steigender Impfrate und sinkender Inzidenz scheint ein Ende der Corona-Pandemie in greifbare Nähe zu rücken. Damit könnten die eilig eingerichteten Impfzentren auch bald Geschichte sein. Die CDU im nordrhein-westfälischen Landtag schlägt eine andere Lösung vor, bei der auch Apotheker eine Rolle spielen könnten.
Cornelia Dölger
20.05.2021  15:30 Uhr

Ehemalige Discountmärkte, stillgelegte Flughäfen sowie Messehallen oder Fußballstadien als Impfzentren – Zweckentfremdung ist in Zeiten von Corona allgegenwärtig. Es gilt, möglichst viele Menschen möglichst schnell gegen das Virus zu impfen. Nach eher schleppendem Kampagnenstart scheint dieser Plan allmählich aufzugehen – zumal Hausärzte und demnächst auch Betriebsärzte in ihren Praxen mitimpfen dürfen. Mehr als ein Drittel der Bundesbürger sind inzwischen mindestens ein Mal geimpft, die Inzidenzzahlen sinken, ein Ende der Pandemie scheint absehbar. Und was dann? Sind die eilig eingerichteten Impfzentren dann Geschichte? Wenn es nach der CDU im nordrhein-westfälischen Landtag geht, nicht wirklich. Ganz im Gegenteil – vielmehr sollten Impfzentren im bevölkerungsreichsten Bundesland dauerhaft etabliert werden, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Peter Preuß, der PZ. Derzeit gibt es laut Landesgesundheitsministerium 53 Impfzentren in NRW.

Diese 53 Einrichtungen zu verstetigen – darum geht es Preuß dabei nicht. Zumindest aber solle die Institution Impfzentrum als solche erhalten bleiben, auch wenn die aktuelle Impfkampagne eines Tages abgeschlossen sein sollte, so Preuß. Es gelte, für den Bedarf an flächendeckenden Auffrischungsimpfungen in den kommenden Jahren gewappnet zu sein. Umfunktionalisierte Gebäude wie Sportstadien oder Stadthallen könnten diese Aufgabe aber eher nicht langfristig übernehmen. »Wir können etwa die Arena in Düsseldorf nicht dauerhaft blockieren – irgendwann werden dort wieder Konzerte und Fußballspiele stattfinden.« 

Impfungen in Apotheken vorstellbar

Dennoch sei ein effizientes System für die Auffrischungsimpfungen neben den Hausarztpraxen notwendig. Die Praxen allein würden mit der Aufgabe regelmäßiger Reihenimpfungen schlichtweg überlastet. »Wir dürfen auch die Wirtschaftlichkeit der Praxen nicht durch die immense Zusatzbelastung der Impfungen gefährden«, so Preuß. Wenn es »logistisch möglich« sei, könne er sich Impfungen auch in Apotheken vorstellen, sagte Preuß, etwa auf Basis von Modellprojekten wie bei der Grippeschutzimpfung. Die Apotheker hatten ihre Bereitschaft, bei der Impfkampagne mitzuhelfen, bereits mehrfach betont, auch von prominenter Seite kam Unterstützung. Aber auch diese zusätzliche Option sei nicht ausreichend, sagte Preuß. Fest stehe, dass »wir auch bei der Auffrischungsimpfung Masse machen müssen. Deshalb werden wir Zentren brauchen«, so Preuß. »Wenn wir in jedem Jahr 18 Millionen Nordrhein-Westfalen nachimpfen müssen, brauchen wir Impfkapazitäten.«

Wie soll das also funktionieren? »Eine Idee wäre, dass sich benachbarte Kommunen zusammentun und mögliche Liegenschaften für dauerhafte Zentren ausloten – auch um dort eine dauerhafte Auslastung zu garantieren«, erklärte Preuß. Organisiert werden müssten die Impfzentren in NRW wie bisher über die regionale Kassenärztliche Vereinigung. Entsprechende Kooperationsverträge müssten also entsprechend verlängert werden – eine Maßnahme, die übrigens so oder mit anderen Partnern wie etwa dem Roten Kreuz demnächst wohl für etliche Impfzentren in den verschiedenen Bundesländern nötig wird, je nachdem wann die einzelnen Verträge auslaufen. Für NRW zum Beispiel gibt es offenbar Planungssicherheit nur bis zum 30. September – zumindest ist die Finanzierung der Impfzentren und mobilen Impfteams, die sich Bund und Land teilen, bis zu dem Datum gesichert, wie das NRW-Gesundheitsministerium der PZ mitteilte. Darüber, was danach kommt, hüllt sich das Ministerium auch auf Nachfrage in Schweigen. 

Wie und wo soll in Zukunft geimpft werden?

Was die Finanzierung der Dauer-Impfzentren angeht, sieht Preuß den Bund am Zug. Ob das Geld dafür aus der GKV oder durch zusätzliche Mittel gesichert werde, müsse in Berlin geregelt werden, sagte er der PZ. »Ganz klar muss sein: Die Covid-19-Impfung kostet die Patientin oder den Patienten nichts – egal ob Erst- oder Auffrischungsimpfung.« Dauerhaft eingerichtete Impfzentren könnten den Bedarf in den kommenden ein bis zwei Jahren auffangen, »aber nicht über die nächste Dekade«, betonte der Gesundheitspolitiker. Es gelte, sich jetzt Gedanken darüber zu machen, wie und wo in Zukunft geimpft werde.

In Düsseldorf scheint dieser Appell noch nicht erhört worden zu sein; zumindest geht das Landesgesundheitsministerium auf die Frage der PZ, wie der Vorstoß der CDU-Landtagsfraktion zu bewerten sei, nicht weiter ein. Vielmehr verweist ein Sprecher auf den geplanten »Dreiklang« aus Impfzentren, Arztpraxen sowie Betriebsärzten, die ab dem 7. Juni gemeinsam die Impfkampagne stemmen sollen.  Ziel sei nach wie vor, »möglichst schnell möglichst viele Menschen, insbesondere vulnerable Zielgruppen, zu impfen«. Über die weitere zukünftige Bedeutung und Rolle der Impfzentren, so heißt es weiter,  »kann zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskunft gegeben werden«.

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