Noweda-Chef Kuck greift Lauterbach an |
Kerstin Pohl |
21.11.2022 12:00 Uhr |
Der Vorstandsvorsitzende Dr. Michael Kuck konnte auf der Generalversammlung in Essen einen positiven Geschäftsbericht vorstellen. / Foto: Noweda
Zu der Hybridveranstaltung im Congress Center West in Essen begrüßte zunächst der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Dr. Matthias Lempka, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Das zurückliegende Geschäftsjahr 2021/2022 der Noweda sei geprägt durch die Coronapandemie und den Krieg, den Russland Anfang des Jahres zurück nach Europa gebracht habe. Abgesehen von Zerstörung und millionenfachem Leid seien auch in Deutschland wirtschaftliche Auswirkungen zu spüren, wie es seit Jahrzehnten nicht mehr vorstellbar gewesen sei, so der Vorsitzende. Die Noweda habe schnell darauf reagiert und Hilfstransporte in die Ukraine geschickt sowie Spenden über die Noweda-Stiftung gesammelt. Dafür sprach er ein ausdrückliches Dankeschön an die zahlreichen Spender aus. Trotz dieser Widrigkeiten seien die Ergebnisse des abgelaufenen Geschäftsjahres erfreulich, sagte Lempka.
Diese positiven Ergebnisse bestätigte der Vorstandsvorsitzende, Dr. Michael Kuck, in seinem Geschäftsbericht. So konnte die Noweda ihren Umsatz im Geschäftsjahr 2021/2022 um 783 Millionen Euro auf 8,97 Milliarden Euro steigern. Das Eigenkapital stieg um 27 Millionen Euro auf 538,7 Millionen Euro sowie die Bilanzsumme um 45 Millionen Euro auf 1,63 Milliarden Euro. Im Geschäftsjahr 2021/2022 wurden 22,9 Millionen Euro investiert (8,8 Millionen auf immaterielle und 14,1 Millionen auf materielle Anlagegüter). Investiert wurde vor allem in den Ausbau und die Modernisierung der Niederlassungen. Der Bilanzgewinn betrug 34,97 Millionen Euro und ist damit gegenüber dem Vorjahr um rund 0,35 Millionen Euro gestiegen.
Kuck zeigte sich erfreut, dass trotz der Erhöhung der Bilanzsumme die Eigenkapitalquote von 32,2 auf 33 Prozent gestiegen sei. »Gerade angesichts der Herausforderungen, vor denen wir stehen, ist das ein sehr erfreuliches Ergebnis«, sagte er.
Auch die Entwicklung der Mitgliederzahlen sei positiv, die zum Ende des Berichtszeitraumes um 322 Mitglieder auf nun insgesamt 9.358 angestiegen ist. Da zeige sich, dass eine Genossenschaft für Apothekerinnen und Apotheker in der aktuellen Zeit attraktiver sei denn je, so Kuck. Die Mitglieder können sich auf die zeitnahe Ausschüttung ihrer Dividenden freuen: Sie erhalten eine Bardividende von 7,23 Prozent (brutto 8,5 Prozent) auf die Grundanteile und 8,5 Prozent (brutto 10 Prozent) auf die freiwilligen Anteile. Auch zukünftig werde die Noweda nicht am Umfang und an der Qualität der Leistungen sparen, betonte Kuck.
Allerdings will die Noweda zukünftig diese Dividendenausschüttung reformieren und überlegt, die Zusammenarbeit der Mitglieder mit der Genossenschaft stärker zu berücksichtigen. Dazu wurde ein Dividenden-Ausschuss berufen, der entsprechende Vorschläge erarbeiten wird und diese dann auf der nächsten Generalversammlung vorstellt und ggf. zur Abstimmung bringt.
Da Noweda einen Teil der kritischen Infrastruktur darstellt, hat sich das Unternehmen vor Monaten bereits darauf eingestellt, die Arzneimittelversorgung auch im Krisenfall, wie einem flächendeckenden Stromausfall, sicherzustellen. So wurden die Betriebe mit zusätzlichen Notstromaggregaten und Tankanlagen ausgestattet, damit jeder Noweda-Betrieb ab Ende November für mindestens 72 Stunden weiterhin funktions- und lieferfähig ist. So können Noweda-Mitglieder sicher sein, auch in Notfällen versorgt zu werden.
Trotz des positiven Geschäftsjahres 2021/2022 der Noweda sparte Kuck nicht mit Kritik an Gesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) . Zuvor habe dieser auf dem Apothekertag in München noch die Rolle der Vor-Ort-Apotheken während der Pandemie gelobt. Nun habe er scheinbar vergessen, wie wichtig Apotheken in einer alternden Gesellschaft seien und dass sie ein zentraler Bestandteil einer besseren Versorgung in der Zukunft sind. Jedes Jahr schließen rund 300 Apotheken, die Apotheker bekämen seit Jahren keine Erhöhung der Vergütung und erhalten außerdem für ihre Gesundheitsanwendungen weniger Geld als die Krankenkassen. Trotzdem sollen in den nächsten zwei Jahren 240 Millionen Euro eingespart werden.
Kuck: »All die schönen Reden unseres Ministers, all das Lobpreisen der Apotheken, all das sind nur leere Worte. Er nimmt es in Kauf, dass er mit seinen Sparmaßnahmen denjenigen, die die flächendeckende Arzneimittel-Versorgung in Deutschland sicherstellen, einen weiteren Tiefschlag versetzt. Er nimmt es in Kauf, dass er ausgerechnet die Struktur weiter belastet, die dafür gesorgt hat, dass Deutschland einigermaßen vernünftig durch die Pandemie gekommen ist.«
Der Vorstandsvorsitzende folgerte daraus: »Dieser Gesundheitsminister wird der Verantwortung, die er für die Arzneimittelversorgung in unserem Land trägt, nicht gerecht.«
Eine groß angelegte Noweda-Kampagne in den sozialen Medien und mit Großplakaten soll deshalb auf die prekäre Situation der Apotheker aufmerksam machen. Unter dem Slogan »Lass das Licht an, Karl« soll die Öffentlichkeit darauf vorbereitet werden, was es für die Arzneimittelversorgung bedeutet, wenn immer mehr Apotheken schließen müssen.
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