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Covid-19

Neue Studien sprechen für Booster-Impfung

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Risikopatienten und über 70-Jährigen eine Booster-Impfung gegen Covid-19. Diese Empfehlung wird durch zwei aktuelle »Nature«-Publikationen gestützt. Die Daten legen nahe, dass die Empfehlung zu einer Booster-Impfung bald auch für die anderen Altersgruppen folgen wird.
Theo Dingermann
13.10.2021  09:00 Uhr
Neue Studien sprechen für Booster-Impfung

In zwei Arbeiten, die jetzt im Fachjournal »Nature« publiziert wurden, wird die Dynamik des Immunschutzes gegen SARS-CoV-2 über die Zeit aufgezeigt. Dies ist im Kontext der anstehenden Booster-Impfungen von großer Bedeutung. Denn das Immunsystem sieht sich mit zwei großen Problemen konfrontiert: Zum einen wird eine Immunantwort über die Zeit generell schwächer. Zum anderen muss ein Immunschutz unterschiedliche Virusvarianten in Schach halten.

Wissenschaftler um Carolina Lucas von der Yale University in New Haven analysierten den Einfluss verschiedener SARS-CoV-2-Varianten auf die durch mRNA-Impfstoffe induzierte Immunität. Sie verglichen dazu die Entwicklung von Anti-SARS-CoV-2-Antikörpern und SARS-CoV-2 spezifischen T-Zell-Reaktionen bei Genesenen und bei nicht infizierten (naiven) Personen, die einen mRNA-Impfstoff gegen SARS-CoV-2 erhalten hatten.

Das Forscherteam zeigte, dass Personen, die von Covid-19 genesen waren, nach einer einzelnen Dosis eines mRNA-Impfstoffs höhere Antikörpertiter aufwiesen als nicht infizierte Personen, die ebenfalls zunächst nur einmal geimpft waren. Nach der zweiten Impfdosis erreichten dann aber auch die Nichtinfizierten ein vergleichbares Niveau an Neutralisierungsreaktionen wie die Genesenen. Auch stieg in beiden Gruppen die SARS-CoV-2 spezifische T-Zellantwort nach der Impfung kontinuierlich an. Allerdings schwächt sich mit der Zeit die Neutralisationskapazität langsam wieder ab. Diese Reduzierung der Plasmaneutralisation korreliert mit dem Auftreten spezifischer Mutationen im Spike-Gen der bekannten bedenklichen Virusvarianten (VOC).

Auf Basis von 16 authentischen Isolaten verschiedener lokal zirkulierender SARS-CoV-2-Varianten demonstrierten die Wissenschaftler, dass Linien mit E484K- und N501Y/T-Mutationen, wie sie für die Beta- beziehungsweise Gamma-Varianten typisch sind, die größten Einbußen in der Plasmaneutralisationskapazität verursachten. Linien mit einer L452R-Muation, die für die Delta-Variante typisch sind, reduzierten die Plasmaneutralisationskapazität etwas schwächer.

Positiv zu vermerken ist, dass prinzipiell eine Neutralisierungskapazität gegen alle Varianten erhalten bleibt. Das Plasma von zuvor infizierten und danach einmal geimpften Personen weist eine insgesamt bessere Neutralisierungskapazität auf als das Plasma von nicht infizierten Personen, die zwei Impfstoffdosen erhalten hatten. Das deutet darauf hin, dass Auffrischimpfungen in absehbarer Zeit notwendig werden, um die negativen Auswirkungen neu auftretender Varianten auf die neutralisierende Aktivität zu kompensieren.

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