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Covid-19-Impfstoff Comirnaty

Neue Stellungnahme zu allergischen Reaktionen

Die Deutschen Allergiegesellschaften haben Stellung erneut genommen zu schweren allergischen Reaktionen auf den Covid-19-Impfstoff Tozinameran (Comirnaty®) von Biontech und Pfizer. Sie vermuten, dass PEG der Auslöser ist.
Sven Siebenand
23.12.2020  16:53 Uhr

Bereits in den ersten Tagen der Impfungen mit Tozinameran (BNT162b2) waren in Großbritannien und den USA schwere allergische Reaktionen gemeldet worden, die bei Allergikern zur Verunsicherung führten – auch in Deutschland, wo 24 Millionen Allergiepatienten leben. Nachdem der Ärzteverband Deutscher Allergologen bereits kurze Zeit später eine Einschätzung dazu veröffentlicht hatte, äußern sich die Deutschen Allergie-Gesellschaften nun in einer gemeinsamen Stellungnahme zu den Risiken für Allergiker durch die Impfung und zu möglichen vorbeugenden Maßnahmen. Im »Allergo Journal International« ist sie veröffentlicht.

Professor Dr. Ludger Klimek, Leiter des Allergiezentrums in Wiesbaden und federführender Autor der Publikation: »Wir vermuten, dass mit Polyethylenglykol, kurz PEG, ein Zusatzstoff der Impfung die allergischen Reaktionen bei den Patienten ausgelöst hat. BNT162b2 enthält grundsätzlich weniger Allergie-auslösende Substanzen als andere, herkömmliche Impfstofftypen. Dennoch kann jede Impfung allergische Reaktionen oder einen allergischen Schock auslösen.« Allergische Reaktionen traten in der Zulassungsstudie von Biontech/Pfizer nur bei 0,63 Prozent der Patienten auf, die den Impfstoff erhielten, und bei 0,51 Prozent der Patienten in der Placebogruppe. Allerdings waren Patienten mit schweren Allergien von dieser Studie ausgeschlossen. »Die noch fehlenden Daten zur Verträglichkeit bei Anaphylaxie-gefährdeten Patienten müssen nun schnellstmöglich erhoben werden«, so Klimek in einer Pressemitteilung.

Der Experte weiter: »Sobald wir von den Kollegen in Großbritannien und den USA Informationen über die auslösenden Allergene im Biontech/Pfizer-Impfstoff erhalten, werden wir entsprechende Allergietests durchführen können, die gefährdete Patienten erkennen. Für PEG wäre das relativ einfach möglich.« Der Mediziner hält es für möglich, dass schon kurz nach Start der Impfungen in Deutschland entsprechende Tests zur Verfügung stehen werden. Man sei dabei aber auf eine enge Kooperation mit den Unternehmen Biontech und Pfizer angewiesen.

Insgesamt ist Klimek der Meinung, dass die meisten Allergiker durch die aktuelle Situation nicht nachhaltig verunsichert sein müssen. Nur sehr wenige Personen werde man aufgrund des Allergierisikos voraussichtlich von der Impfung mit BNT162b2 ausschließen müssen.

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