Neue Erkenntnisse zum globalen Ausmaß von Sepsis |
Carolin Lang |
23.01.2020 17:00 Uhr |
Eine Sepsis wird meist durch Bakterien verursacht. Es kommt zu einer fehlgesteuerten Immunantwort und in der Folge zu lebensbedrohlichem Multiorganversagen. / Foto: Getty Images/Kateryna Kon
In einer kürzlich in der Fachzeitschrift»The Lancet« veröffentlichten Studie berichten Wissenschaftler aus Seattle, dass die globale Belastung durch Sepsis 2017 doppelt so hoch gewesen sei als in früheren Hochrechnungen angenommen – genauer gesagt schätzen sie die Häufigkeit auf 49 Millionen Krankheitsfälle und 11 Millionen Todesfälle. Außerdem sei die Sepsis zwar in den vergangenen zwei Jahrzehnten um mehr als die Hälfte zurückgegangen, aber trage trotzdem noch zu fast 20 Prozent aller Todesfälle jedes Jahr auf der Welt bei – das entspreche mehr als 20 Todesfällen pro Minute.
Zu diesen Erkenntnissen kamen die Wissenschaftler, indem sie die Daten der GBD (Global Burden of Diseases) Studie von 2017 erneut analysiert haben. Die Studie enthält Daten von 1990 bis 2017 aus 195 Ländern und ist somit die bisher umfassendste weltweite epidemiologische Beobachtungsstudie, die unter anderem die Mortalität und Morbidität durch schwere Krankheiten untersucht. Da die Sepsis bislang allerdings lediglich als Zwischenstufe und nicht als Todesursache selbst angesehen wurde, seien die Daten diesbezüglich nicht richtig erfasst worden, heißt es in der neuen Publikation. Durch die genauere Analyse der Daten konnte nun das tatsächliche Ausmaß abgeschätzt werden.
Um Todesfälle nicht nur stationär, sondern auch ambulant zu erfassen, wurden neben Daten von Krankenhäusern aus zehn Ländern auch Sterbeurkunden aus vier Ländern mit in die Hochrechnungen einbezogen. Daraus wurden später Rückschlüsse von Ländern hohen und mittleren Einkommens auf Länder niedrigen Einkommens gezogen. Wie auch aus Ergebnissen früherer Studien zu erwarten war, korreliere die Häufigkeit mit Einkommen und Entwicklung des jeweiligen Landes, so die Wissenschaftler. Der Großteil aller Todesfälle, die in Verbindung mit einer Sepsis stehen, treten demnach in weniger entwickelten Ländern auf.
Da die Sepsis ein weitaus größeres gesundheitliches Problem darstellt als bisher angenommen, schlussfolgern die Wissenschaftler, dass das Thema dringender Aufmerksamkeit erfordere und weitere Forschungsarbeiten auf dem Gebiet nötig seien. Außerdem müsse man strengere Maßnahmen zur Infektionsprävention umsetzen.