Hohe Erwartungen an 2020 |
Die Pharmaindustrie hofft, im Jahr 2020 mehr Medikamente mit neuen Wirkstoffen auf den Markt zu bringen als im Vorjahr. / Foto: Adobe Stock/natali_mis
Etliche Medikamente mit neuen Wirkstoffen haben bereits die Zulassung erhalten, wurden aber noch nicht in den Handel eingeführt. Gut möglich, dass dieser Schritt bei einigen im Jahr 2020 erfolgen wird. Für viele weitere Medikamente mit innovativen neuen Arzneistoffen hat der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA bereits eine Zulassungsempfehlung ausgesprochen. In der Regel folgt die Europäische Kommission diesem Expertenrat und lässt die Präparate kurze Zeit später zu.
Für eine dritte Gruppe von Medikamenten ist die EU-Zulassung beantragt, aber das Expertengremium der EMA hat die sogenannte »Positive Opinion« noch nicht ausgesprochen. Ist diese Hürde genommen, kann es schnell gehen, und auch diese Medikamente könnten 2020 neu auf den deutschen Markt gelangen.
Unter den potenziellen Kandidaten für die neuen Arzneistoffe 2020 tummeln sich einige, die künftig in der öffentlichen Apotheke eine größere Rolle spielen könnten. Gicht-Medikamente werden beispielsweise häufig verordnet. Bereits zugelassen, aber noch nicht im Handel ist der oral bioverfügbare Wirkstoff Lesinurad (Zurampic®). Er kann zusammen mit einem Xanthin-Oxidase-Inhibitor wie Allopurinol zum Einsatz kommen und hat ein neues Wirkprinzip. Lesinurad hemmt in der Niere den Harnsäuretransporter URAT1 und den organischen Anionentransporter 4 (OAT4), wodurch der Harnsäurespiegel im Plasma gesenkt wird.
Mit einem neuen Wirkprinzip kann auch Netarsudil (Rhokiinsa®) zur Behandlung des erhöhten Augeninnendrucks aufwarten. Einsatzgebiete sind das primäre Offenwinkelglaukom und die okuläre Hypertension. Der neue Wirkstoff hemmt Rho-Kinasen. Diese sind an der Regulation verschiedener Zellfunktionen beteiligt, etwa bei der Kontraktion glatter Muskelzellen. Am Auge angewendet, steigert Netarsudil den Kammerwasserabfluss durch das Trabekelwerk. Zudem führt die Enzymhemmung dazu, dass der episklerale Venendruck, der zum Augeninnendruck beiträgt, sinkt.