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Coronatests

Nehmen Kinder beim Lollitest schädliche Stoffe auf?

Diese Fragen stellen zurzeit besorgte Eltern auch in Apotheken. Die Antwort des nordrhein-westfälischen Schulministeriums lautet ganz klar Nein. Es hat die Stäbchen aus unbedenklichem Plastik sogar auf Strahlungsreste von der Sterilisation untersuchen lassen.
Daniela Hüttemann
07.06.2021  09:00 Uhr

Zweimal pro Woche müssen sich derzeit Schülerinnen und Schüler in vielen Bundesländern auf Corona testen, wenn sie am Präsenzunterricht teilnehmen wollen oder müssen. Unverzichtbar dabei ist das Teststäbchen, das sich die Kinder mancherorts nur ein bis zwei Zentimeter in die Nase schieben, andernorts aber auch daran lutschen, wie beim sogenannten Lollitest in Nordrhein-Westfalen.

Beim Lutschen an den Abstrichtupfern (es handelt sich um die herkömmlichen Nasen- und Rachenabstrichtupfer wie bei den anderen Coronatests auch) bereitet vielen Eltern offenbar Sorgen, ob ihre Kinder dabei gesundheitsschädliche Stoffe aufnehmen. Nein, betont das Schulministerium NRW dazu in einem FAQ auf seiner Website. »Die CE-zertifizierten Abstrichtupfer sind Medizinprodukte und bestehen aus dem Material ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol), einem handelsüblichen Kunststoff, und sind am faserigen Ende mit 100 Prozent medizinischem Nylon beflockt«, heißt es dort. Vertreiber der in NRW verwendeten Testmaterialien sei die Firma Synocura Healthcare GmbH aus Leverkusen. »Es handelt sich bei den Tupfern um Medizinprodukte, bei denen in Biokompatibilitätstests keinerlei Auffälligkeiten festgestellt wurden«, schreibt das Schulministerium. 

Entgegen der möglichen Suggestion durch den Namen »Lollitest« würden durch das Lutschen keinerlei Stoffe an den Anwender abgegeben, sondern es werde vielmehr durch die angeregte Speichelproduktion eine erleichterte Probenabnahme angestrebt. Nachdem die Kinder 30 Sekunden an ihrem Tupfer gelutscht haben, wandert dieser gemeinsam mit den anderen der Klasse in ein gemeinsames Probengefäß. Diese Sammelprobe (»Pool«) wird dann mittels PCR auf das Virusgenom von SARS-CoV-2 untersucht und noch am selben Tag ausgewertet. Ist eine Pool-Probe positiv, wird ein Einzeltest aller Klassenmitglieder veranlasst.

Sterilisation mit Gammastrahlen etabliertes Verfahren

Die Testutensilien werden laut Ministerium mittels des validierten und zugelassenen Gammastrahlen-Sterilisationsverfahrens behandelt, das ein erprobtes und sicheres Verfahren für die Sterilisation von pharmazeutischen Produkten, Arzneimitteln und Medizinprodukten sei.

»Überprüfungen des Forschungszentrums Jülich sowohl der Abstrichtupfer als auch der Verpackungsmaterialien auf etwaige Rückstände nach der Sterilisation haben gezeigt, dass keinerlei Hinweise auf radioaktive Verunreinigungen zu erkennen sind«, beruhigt das Ministerium. Sterilisationsverfahren mit Ethylenoxid würden nicht angewendet, dementsprechend sind auch keine Verunreinigungen mit dieser Chemikalie zu befürchten. Die Untersuchungen hatte das Schulministerium aufgrund der Nachfragen besorgter Eltern durchführen lassen.

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