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Männliche Fruchtbarkeit

mRNA-Impfstoffe und die Spermienqualität

Im Netz kursiert auch das Gerücht, dass Covid-19-Impfstoffe Männer unfruchtbar machen können. Forschende in den USA haben untersucht, ob das stimmt – und geben Entwarnung.
Sven Siebenand
06.07.2021  15:30 Uhr

»Wir waren die ersten, die gezeigt haben, dass SARS-CoV-2 die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen und eine mögliche Ursache für erektile Dysfunktion sein kann«, so Professor Dr. Ranjith Ramasamy von der Universität in Miami. In einer neuen Arbeit habe man nun untersucht, ob Covid-19-Impfstoffe auf der Basis von mRNA die männliche Fruchtbarkeit negativ beeinflussen. Frühere klinische Studien mit den mRNA-Impfstoffen hätten die Impfstoffe nicht auf Reproduktionstoxizität untersucht, so Ramasamy, Seniorautor einer Publikation in »JAMA«.

In dieser Veröffentlichung hat ein Autorenteam um Daniel C. Gonzalez, ebenfalls von der Universität Miami, Ergebnisse einer Untersuchung bei 45 gesunden Männern im Alter zwischen 18 und 35 Jahren veröffentlicht. Die Männer, die zu Beginn der Studie keine Fruchtbarkeitsprobleme hatten, gaben zwei bis sieben Tage vor ihrer ersten Impfung mit dem mRNA-Impfstoff von Pfizer oder Moderna eine Samenprobe ab. Ungefähr 70 Tage nach der zweiten Impfdosis stellten sie eine zweite Samenprobe zur Verfügung. Das ist ein ausreichender Zeitabstand, um eine Aussage zu treffen, ob sich die Samenparameter verändern. Untersucht wurden die Proben neben Spermavolumen vor allem auf die Spermienkonzentration und die Gesamtzahl beweglicher Spermien (total motile sperm count, TMSC).

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die mRNA-Impfstoffe keinen Einfluss auf die männliche Fruchtbarkeit haben, so Ramasamy. Zu Beginn der Studie lag die Spermienkonzentration im Durchschnitt bei 26 Millionen/ml und der TMSC-Wert bei durchschnittlich 36 Millionen Spermien. Nach der zweiten Impfung lagen diese Werte bei durchschnittlich 30 Millionen/ml beziehungsweise bei 44 Millionen Spermien, waren also sogar deutlich gestiegen. Daraus nun im Umkehrschluss einen positiven Effekt auf die Fruchtbarkeit abzuleiten, wäre aber sicher – auch wegen der geringen Probandenzahl - übertrieben. Die Autoren geben beispielsweise zu bedenken, dass der Anstieg der Spermienkonzentration auch auf die längere Abstinenzzeit vor der zweiten Probe zurückzuführen sein könnte.

Der dritte in den USA zugelassene Covid-19-Impfstoff, der einmal zu applizierende Vektorimpfstoff von Janssen (Johnson & Johnson), wurde übrigens nicht untersucht, ebenso wenig die Vakzine von Astra-Zeneca, der Vektorimpfstoff Vaxzevria®. Auf Nachfrage der PZ teilt Dr. Daniel E. Nassau, der ebenfalls an der Publikation beteiligt ist, mit, dass er nicht davon ausgeht, dass Covid-19-Vektorimpfstoffe die männliche Fruchtbarkeit beeinflussen. Denn zum einen sei dies von anderen Vektorimpfstoffen nicht bekannt und zum anderen könnten die vektorbasierten Covid-19-Vakzinen – wie auch die mRNA-basierten Impfstoffe – kein aktives SARS-CoV-2-Virus erzeugen.

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