Mit dem Rauchen aufhören mit digitaler Unterstützung |
Daniela Hüttemann |
14.12.2022 18:00 Uhr |
Wer mit dem Rauchen aufhören will, sollte sich vorher Gedanken machen, wie er in Situationen reagiert, in denen er typischerweise geraucht hat. Bei der Vorbereitung auf den Rauchstopp helfen verschiedene Apps. / Foto: NichtraucherHelden
Bald ist es wieder so weit: Zum Start des neuen Jahres nehmen sich viele Raucherinnen und Raucher vor, endlich mit den Zigaretten aufzuhören oder zumindest die Menge zu reduzieren oder auf E-Zigaretten umzusteigen. So oder so müssen meist sehr festgefahrene Verhaltensmuster geändert werden, um dauerhaft erfolgreich zu sein.
Dabei können verschiedene Apps und Online-Programme behilflich sein. Als bislang einzige digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) ist die »NichtraucherHelden-App« seit Juli 2021 vorläufig in das DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgenommen worden und damit verordnungs- und erstattungsfähig. Indiziert ist das Medizinprodukt der Risikoklasse I zur »Behandlung und Linderung einer diagnostizierten Tabakabhängigkeit« bei Erwachsenen. Eine umfassende Studie, um den Nutzen nachzuweisen, läuft noch.
Es handelt sich um ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches Coaching mit Videos, Übungen und Podcasts. Die Vorbereitung auf den Rauchstopp umfasst acht Module. Das Lerntempo kann selbst bestimmt werden. Die Lerninhalte werden individuell angepasst. Der Kurs wird laut Herstellerangaben durch einen erfahrenen Tabakentwöhner und Lungenarzt begleitet. Zudem informiert das Programm auch über die Möglichkeit einer medikamentösen Unterstützung zur Rauchentwöhnung.
Bei akutem Rauchverlangen sollen spezielle Videos und Atem- und Entspannungsübungen helfen. Außerdem gibt es Spiele zum Ablenken, eine »Call-a-friend«-Funktion, eine geschlossene Community zum Austausch mit anderen Teilnehmenden und Motivationssprüche. Beim »Dranbleiben« sollen Fitnessvideos und Rezepte helfen, einen gesünderen Lebensstil zu entwickeln und nach dem Rauchstopp nicht zuzunehmen.
Der Nutzer legt seine persönlichen Top-3-Aufhörgründe fest, an die er immer wieder erinnert wird. Zudem kann er zur Motivation Wünsche angeben, die man sich mit dem ersparten Geld für die nicht gekauften Zigaretten erfüllen will. Ebenso informiert die App, wie sich die Gesundheit durch das geänderte Verhalten verbessert.
Eine schrittweise Reduktion ist möglich. Dazu kann man sein Rauchstoppdatum festlegen und darauf hinarbeiten. Die App enthält eine Tagebuchfunktion. »Rauchfrei«-Statistiken visualisieren den Erfolg, zum Beispiel nicht gerauchte Zigaretten, rauchfreie Tage und gespartes Geld. Bei bestimmten Meilensteinen erhält man Auszeichnungen zur weiteren Motivation. Die DiGA soll mindestens drei Monate genutzt werden. Dabei belaufen sich die Kosten für die Krankenkasse im ersten Quartal auf 329,00 Euro und pro Folgequartal auf 119,99 Euro.
Die »NichtraucherHelden-App« kann aber auch ohne Verordnung genutzt werden. Das Basisprogramm umfasst zehn Tage zur Vorbereitung auf den Rauchstopp. Dabei wird die persönliche Motivation hinterfragt, das eigene Rauchverhalten analysiert und der Aufhörwillige soll sich Alternativen zum Rauchen in bestimmten Situationen überlegen (89 Euro).
Die Plus-Version für 139 Euro umfasst neben dem zehntägigen Vorbereitungskurs drei Monate Begleitung zur Rückfallprophylaxe durch die Community sowie weitere Videos und ein Coaching durch einen Lungenfacharzt. Beide Kurse sind als Präventionsprogramme zertifiziert. Damit übernehmen die Krankenkassen auch hier zumindest einen Teil der Kosten, manche sogar bis zu 100 Prozent. Entsprechende Angaben sind auf der Website der NichtraucherHelden zu finden. Unter »Magazin« gibt es außerdem zusätzliche Informationen wie zu Hypnose, Nikotinersatztherapie oder Tabakerhitzern, aber auch Tests zur Selbsteinschätzung bezüglich Motivation und Abhängigkeit.
Einige Krankenkassen bieten eigene Nichtraucher-Programme, viele übernehmen die Kosten für andere Online-Kurse oder Apps. Die Barmer zum Beispiel hat gemeinsam mit dem Unternehmen Cyberfitness einen kostenfreien achtwöchigen Onlinekurs »Endlich Nichtraucher« im Leistungskatalog. Dabei wird jede Woche ein neues Kursmodul freigeschaltet, das zeitlich flexibel absolviert werden kann. Auch die Techniker Krankenkasse hat einen eigenen »NichtRaucherCoach« mit Vorbereitungs- und Entwöhnungsphase und sogar persönlichem Coaching per Telefon in Notfällen.
Überall geht es darum, das eigene Rauchverhalten und die Motivation zu analysieren und Gegenstrategien zu entwickeln. Konkrete Tipps in kompakter Form gibt auch der bekannte TV-Arzt Dr. Johannes Wimmer in diesem Video der TK: