Ministerin unterstützt Apotheken-Impfungen |
Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (zweite von links) zu Besuch bei Stephanie Schnare (links), die in ihrer Torhaus-Apotheke in Hannover Covid-19-Impfungen anbietet. Mit dabei: Kammerpräsidentin Cathrin Burs und Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des Landesapothekerverbands. / Foto: Alle Bilder: PZ/Daniela Hüttemann
Die regulären Kunden müssen sich an diesem Mittwochmittag ihren Weg durch Kamerateams bis zum HV bahnen, während TV- und Radio-Journalisten in den schmalen Gängen der Offizin Interviews mit Daniela Behrens (SPD), Niedersachsens Gesundheitsministerin, Cathrin Burs, Präsidentin der Apothekerkammer, sowie Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des Landesapothekerverbands, führen.
Für die Kameras betritt Ministerin Behrens sogar zweimal die Torhaus-Apotheke.
Derweil nehmen sich die Impfgäste auf der quietschgrünen Couch der Offizin ganz in Ruhe die Zeit, den Aufklärungsbogen auszufüllen. Das Aufklärungsgespräch selbst erledigt Apothekerin Schnare lieber in Ruhe unter vier Augen im Beratungsraum. Bei der vorherigen Rekonstitution des Impfstoffs vor Eintreffen der Impflinge und beim eigentlichen Impfvorgang durften die Journalisten (einschließlich der PZ) dagegen dabei sein.
»Wo ist meine Liege?«, fragt Apothekerin Schnare kurz verblüfft, die vom Kamerateam kurzerhand für bessere Bilder hochkant hinter die Tür gestellt wurde. »Ohne Liege kann ich nicht impfen«, betont die Apothekerin. Ihr ist wichtig, dass die Journalisten das richtige Bild vom Impfen in der Apotheke bekommen. Geduldig und gut gelaunt stellt Schnare den Impfvorgang dann aber sogar noch einmal an ihrer Mitarbeiterin nach, damit alle zu ihren Bildern kommen. Auch Ministerin Behrens hat Zeit mitgebracht, um ausdrücklich für die Impfungen in der Apotheke zu werben.
»Apotheken sind hoch geschätzt in der Bevölkerung und wir brauchen mehr niederschwellige Impfangebote in einem Flächenland wie Niedersachsen«, erklärt die Ministerin vor den Kameras, wieso sie sich für das Impfen in der Apotheke einsetzt. Bedenken der Ärztevertreter könne sie nicht verstehen, schließlich werde in anderen Ländern der Welt ja schon lange in Apotheken geimpft. Sie selbst sei »leider« schon dreimal gegen Covid-19 geimpft, sonst hätte sie die Gelegenheit heute hier auch gern wahrgenommen – »aber gern beim nächsten Mal«, so Behrens.
Auf kritische Anmerkung einer Journalistin, dass bislang »nur« 85 Apotheken in Niedersachsen laut DAV-Portal die Impfung anbieten, erinnert Behrens daran, dass das Impfen in der Apotheke überhaupt erst vor wenigen Wochen beschlossen wurde. »Wir sind gerade erst am Anfang.«
Mehr als 250 Apothekerinnen und Apotheker hätten seitdem die nötige Schulung absolviert. Bis Ende März sollen es 375 sein, ergänzt Kammerpräsidentin Cathrin Burs. Hinzu kommen etwa 500 Apotheker, die durch die Grippeschulung auch berechtigt sind, Erwachsene gegen Covid-19 zu impfen. Von derzeit 220 Offizinen lägen bereits die nötigen Selbstauskünfte für die Covid-19-Impfung bei der Kammer vor, sodass sich das Angebot rasch erweitern werde. »Ich war begeistert, wie viele Apotheken von Anfang an mitmachen wollten«, ergänzt LAV-Vorsitzende Berend Groeneveld.
Zwar sinke die Nachfrage nach der Covid-19-Impfung derzeit wieder. Behrens fürchtet jedoch weitere Virusmutationen und rechnet mit einer weiteren großen Impfwelle im kommenden Herbst. »Darauf müssen wir uns vorbereiten und werden froh sein, wenn wir möglichst viele Impfangebote haben«, so die Ministerin.
Burs ergänzt, dass zum Teil nun schon zweite Booster-Dosen für bestimmte Personen anstehen. Und man in den Apotheken auch noch einmal andere Zielgruppen erreichen könne, zum Beispiel diejenigen ohne festen Hausarzt oder Zögernde. »Aufklärung können wir ganz niederschwellig ohne Termin leisten«, ist die Kammerpräsidentin überzeugt. »Wir erhöhen gern die Impfquote gemeinsam mit den Ärzten.«
Ministerin Behrens (Mitte) wirbt gemeinsam mit dem Team der Torhaus-Apotheke für eine höhere Impfquote.
»Ich bin selbst überrascht, wie groß das Medieninteresse heute war«, sagt Schnare zur PZ. Zum offiziellen Impfstart am 8. Februar sei auch schon Presse in ihrer Apotheke gewesen – »aber hintereinander und nicht so viele Kameras«. Sie selbst habe sogar schon am Samstag zuvor, als die Anbindung an die Impfsurveillance stand, die ersten Termine ganz ohne Zuschauer durchgeführt. Daher sei die Aufregung heute auch nicht mehr allzu groß gewesen. Zudem nimmt sie am Grippeimpf-Modellprojekt teil und hat daher bereits Impferfahrung.
Gegen Covid-19 habe sie in den ersten zehn Tagen bereits etwa 50 Personen geimpft. »Bisher meist an meinen eigentlich freien Nachmittagen«, erklärt sie, aber man merkt ihr an, wie sehr sie hinter dieser Dienstleistung steht. »Es geht auch nur, weil ich ein super Team habe, dass die Termine managt und auch mal rekonstituiert«, betont die junge Apothekerin, die die Torhaus-Apotheke erst Anfang des Jahres von ihrer Mutter übernommen hat. Schmunzelnd meint sie: »So langsam könnte ich meinen ersten Urlaub gebrauchen.«
Zumindest ist in der Torhaus-Apotheke nach Abzug von Ministerin und Presse erst einmal wieder Ruhe eingekehrt. Der nächste Impfling sitzt bereits auf der grünen Couch.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.