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Covid-19-Impfung

Methotrexat-Pause verbessert die Impfantwort

Patienten unter immunsuppressiver Therapie sprechen im Allgemeinen schlechter auf eine Impfung an. Diesem Problem kann man zumindest unter Methotrexat begegnen, wenn man es direkt nach der Impfung für eine kurze Zeit aussetzt, zeigt eine neue Studie.
Theo Dingermann
29.06.2022  16:30 Uhr

Eine zweiwöchige Unterbrechung der Methotrexat-Behandlung bei Patienten mit entzündlichen Autoimmunerkrankungen direkt nach der Impfung führte zu einer deutlich verbesserten Antikörperinduktion durch eine Covid-19-Impfung. Dies ist die wichtige Erkenntnis aus der »Vaccine Response On/Off Methotrexate Study« (VROOM-Studie), deren Ergebnisse ein Autorenteam um den Rheumatologen Professor Dr. Abhishek Abhishek von der University of Nottingham jetzt im Journal »The Lancet Respiratory Medicine« publizierte.

Bei der VROOM-Studie handelt es sich um eine offene, prospektive, zweiarmige, parallele, multizentrische, randomisierte, kontrollierte Überlegenheitsstudie, an die sich 26 Krankenhäuser im Vereinigten Königreich beteiligten. Eingeschlossen waren Patienten, die an rheumatoider Arthritis, Psoriasis oder Psoriasis-Arthritis, axialer Spondyloarthritis, atopischer Dermatitis, Polymyalgia rheumatica oder systemischem Lupus erythematodes litten und die seit mindestens drei Monaten mit niedrig dosiertem Methotrexat (≤ 25 mg pro Woche) behandelt wurden. Zudem mussten die Patienten bereits eine Grundimmunisierung mit zwei Dosen aus dem britischen Covid-19-Impfprogramm erhalten haben.

Nach der 1:1-Randomisierung wurden die Patienten der Testgruppe angewiesen, die Methotrexat-Behandlung unmittelbar nach einer Covid-19-Auffrischungsimpfung für zwei Wochen zu unterbrechen. Die Patienten in der Kontrollgruppe setzten hingegen die Methotrexat-Behandlung wie gewohnt fort.

Deutlich bessere Immunantwort in der Testgruppe

Vier Wochen nach der Boosterimpfung entwickelten die Probanden mit der MTX-Pause einen mittleren S1-RBD-Antikörpertiter von 22.750 U/ml, wohingegen bei den Probanden in der Kontrollgruppe im Mittel ein Titer von 10.798 U/ml gemessen wurde. Das entspricht einem geometrischen Mittelwertverhältnis (GMR) von 2,19.

Ausschlaggebend für diesen aus immunologischer Sicht positiven Effekt war die Wirkstoffkarenz. Der Effekt wurde nicht von der Methotrexat-Dosis, dem Verabreichungsweg, der Art der Erkrankung, dem Alter, dem primär verabreichten Impfregime oder einer vorab überstandenen SARS-CoV-2-Infektion beeinflusst. Zudem gab es keine interventionsbedingten schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse.

Damit rechtfertigt diese Studie die im Mai 2021 vom American College of Rheumatology ausgesprochene Empfehlung, eine Methotrexat-Therapie nach der Impfung »für ein bis zwei Wochen« zu unterbrechen, um durch die Impfung eine bessere Immunreaktion zu induzieren. Zu dieser Empfehlung hatte sich das American College of Rheumatology damals trotz kaum vorhandener Evidenz durchgerungen. Einzig eine randomisierte Studie aus Südkorea ließ sich als Quelle heranziehen, in der allerdings die Auswirkungen eines vorübergehenden Absetzens von Methotrexat im Zusammenhang mit einer Impfung gegen die saisonale Influenza bei Patienten mit rheumatoider Arthritis untersucht worden war.

Dennoch hat die Empfehlung zur Methotrexat-Karenz auch ihre Kehrseite. Denn während der Studie kam es zu einem Anstieg von Krankheitsschüben. Allerdings konnten die Patienten die meisten Schübe wegen der recht milden Ausprägung selbst behandelt. Bei 21 Patienten (18 Prozent) in der Testgruppe versus 15 Patienten (12 Prozent) in der Kontrollgruppe musste jedoch mit Steroiden behandelt werden.

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