Mehrfache Infektionen mit Omikron-Untervarianten möglich |
In Dänemark verbreitet sich derzeit eine Unterform der Omikron-Subvariante BA.2 mit einer H78Y-Mutation in Orf3a. / Foto: Getty Images/nantonov
Die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 kommt in den verschiedenen Unterformen BA.1 bis BA.3 vor. Während sich zunächst weltweit BA.1 durchsetzte, holt nun BA.2 auf und dominiert inzwischen in einigen Ländern, darunter auch Dänemark, das Infektionsgeschehen. Wie aus dem Wochenbericht der dänischen Gesundheitsbehörde Statens Serum Institut (SSI) hervorgeht, macht BA.2 in der Kalenderwoche sechs bereits etwa 93 Prozent der SARS-CoV-2-Infektionen aus. Das zeigen die Sequenzierungsdaten der Corona-Virusgenome.
Demzufolge hat BA.2. in der zweiten Kalenderwoche 2022 die Omikron-Untervariante BA.1 als dominante Virusform abgelöst. Dabei verbreitet sich von BA.2 inzwischen eine Unterform mit einer Mutation im Open Reading Frame 3a (Orf3a) mit der Bezeichnung BA.2_H78Y. Diese Unterform machte in Kalenderwoche sechs 29,6 Prozent der Infektionen aus, während auf das reguläre BA.2 etwa 62,2 Prozent entfielen.
Welche Eigenschaften der neu entdeckte Subtyp hat, ist bislang unklar. Er scheine noch aggressiver zu sein als der reguläre BA.2-Subtyp, schreibt der US-Epidemiologe Eric Feigl-Ding von der Nonprofit-Organisation Federation of American Scientists auf Twitter. Orf3a kodiert für das größte akzessorische Protein von SARS-CoV-2, das aus 275 Aminosäuren besteht. Es ist an der Pathogenität des Coronavirus und der Virusreplikation beteiligt.
Das Protein hat transmembrane Anteile und agiert vermutlich als Viroporin, also als ein Protein, das Zellmembranen verändern und die Freisetzung von Viruspartikeln aus der Wirtszelle erleichtern kann. Zudem kann ORF3 an das Inflammasom NLRP3 binden, eine wichtige Komponente der angeborenen Immunabwehr, und stimuliert die Pro-IL-1β-Genexpression sowie eine Sekretion von IL-1β. BA.2_H78Y ist außerhalb Dänemarks offenbar noch nicht verbreitet.
Das SSI teilte zudem mit, dass es in seltenen Fällen möglich sei, sich nacheinander mit zwei verschiedenen Omikron-Untervarianten anzustecken. Eine Infektion mit dem BA.2-Subtyp könne kurz nach einer ursprünglichen BA.1-Infektion vorkommen, schrieb das Gesundheitsinstitut in einer am Dienstag veröffentlichten Preprint-Publikation auf »MedRxiv«. Im Allgemeinen werde aber davon ausgegangen, dass dies nur relativ selten auftrete und dann vor allem bei jüngeren, ungeimpften Menschen.
Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden nach SSI-Angaben 47 Fälle, bei denen sich dieselbe Person in einem Zeitraum von 20 bis 60 Tagen erst mit BA.1 und dann mit BA.2 angesteckt hatte. Die meisten hätten lediglich milde Symptome entwickelt, ins Krankenhaus habe keiner davon aufgenommen werden müssen.
Nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) hat BA.2 auch in Deutschland merklich zugelegt. Der Anteil in einer Stichprobe untersuchter Coronafälle sei zuletzt auf 14,9 Prozent gestiegen, hielt das RKI vergangenen Donnerstag in seinem Wochenbericht fest. Diese Angabe bezieht sich auf die Woche bis zum 6. Februar. Für die Woche davor gab das RKI den Anteil mit 10,4 Prozent an.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.