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Grippe und Covid-19

Mehr systemische Reaktionen bei simultaner Impfung

Die simultane Gabe eines saisonalen Grippeimpfstoffs und einer Corona-Auffrischimpfung kann zu mehr systemischen Reaktionen führen als ein einzelner Covid-19-Booster, legt eine aktuelle Datenauswertung aus den USA nahe.
Christina Hohmann-Jeddi
21.07.2022  13:00 Uhr

Die Impfung gegen saisonale Grippe und eine Auffrischimpfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 werden in diesem Herbst von Bedeutung sein, um die Zahl der Atemwegserkrankungen zu senken. Hilfreich für Impfende und Geimpfte wäre es, wenn die beiden Immunisierungen zeitgleich, an einem Termin verabreicht werden könnten. Die simultane Gabe scheint aber mit einer erhöhten Rate an systemischen Reaktionen im Vergleich zur einzelnen Covid-19-Booster-Impfung verbunden zu sein. Das berichtet ein Team um Dr. Anne M. Hause von den US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) im Fachjournal »JAMA Network Open«.

Das Team um Hause wertete für die retrospektive Beobachtungsstudie Selbstangaben von etwa 980.000 Personen ab zwölf Jahre aus, die von Ende September 2021 bis Mai 2022 in der Woche nach einer Coronaimpfung Angaben an die Coronaimpfstoff-Sicherheits-App der CDC »v-safe« gemacht hatten. Von diesen Geimpften berichteten 92.000, simultan einen Covid-19-Booster und eine saisonale Grippeimpfung erhalten zu haben. Von den simultan Geimpften, die einen Comirnaty®-Booster von Biontech/Pfizer gleichzeitig mit der Influenzaimpfung bekommen hatten, berichteten 58,9 Prozent von systemischen Reaktionen. Bei den Geimpften, die einen Spikevax®-Booster von Moderna gleichzeitig zur Grippeimpfung bekommen hatten, lag die Rate bei 68,6 Prozent. Zu den systemischen Reaktionen, häufig auch Nebenwirkungen genannt, zählen zum Beispiel Fatigue, Fieber, Frösteln, Kopf- und Muskelschmerzen sowie Übelkeit und Hautausschlag.

Damit war das Risiko für solche Reaktionen bei einer Doppelimpfung geringfügig, aber statistisch signifikant erhöht gegenüber einer einfachen Covid-19-Impfung, und zwar um 8 beziehungsweise 11 Prozent. Inwieweit sich die Reaktionen auf eine Simultanimpfung von denen auf eine alleinige Grippeimpfung unterscheidet, wurde in der Studie nicht untersucht. Grippeimpfungen seien in der Regel nicht sehr reaktogen, bemerken die Autoren hierzu.

In Deutschland hatte sich die Ständige Impfkommission (STIKO) bereits im September 2021 für eine simultane Impfung gegen beide Erreger ausgesprochen. Diese sei prinzipiell möglich, da es sich in beiden Fällen um Totimpfstoffe handele. Die Impfung solle aber jeweils in unterschiedliche Gliedmaße verabreicht werden. Die STIKO rät zu einem Zeitpunkt für die Doppelimpfung ab Oktober. 

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