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WHO schlägt Alarm

Masernfälle weltweit 2019 vervierfacht

Nach zahlreichen Masern-Ausbrüchen weltweit hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für 2019 erste alarmierende Zahlen vorgelegt.
PZ/dpa
16.04.2019  11:20 Uhr

Die Zahl der von Januar bis März gemeldeten Fälle liege viermal so hoch wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres, berichtete die WHO am Montag in Genf, kurz vor Beginn der weltweiten Impfwoche vom 24. bis 30. April unter dem Motto #VaccinesWork. 170 Länder meldeten demnach zusammen rund 112.000 Erkrankungen. Im Vorjahreszeitraum waren es 28.000 Infektionen gewesen. Die tatsächliche Zahl liege noch deutlich höher, warnte die WHO. Sie geht davon aus, dass nur jeder zehnte Fall gemeldet wird. Schon im vergangenen Jahr hatte sich die Zahl der Fälle nach vorläufigen WHO-Zahlen verdoppelt. Eine WHO-Expertin schätzte die tatsächliche Gesamtzahl für 2018 auf mehr als zwei Millionen. Bis 2016 war die Zahlen weltweit noch rückläufig.

Masern seien eine der ansteckendsten Krankheiten der Welt und potenziell lebensgefährlich, so die WHO. 2017 sind nach Schätzungen 110.000 Menschen daran gestorben. Betroffen seien meist kleine Kinder, derzeit unter anderem in Madagaskar, auf den Philippinen, im Kongo und in der Ukraine. Überlebende könnten Hirnschäden davontragen oder blind und taub werden. Die Ansteckung könne durch zweimaliges Impfen verhindert werden, aber nur 85 Prozent der Menschen weltweit erhielten die erste und 67 Prozent die zweite Impfung. 

Zu einem großen Anstieg kam es demnach zuletzt auch in der WHO-Region Europa: 2017 seien dort 23.927 Menschen erkrankt – 2016 waren es nur 5273. In Deutschland schwanken die Zahlen von Jahr zu Jahr: Nach knapp 930 Masern-Fällen 2017 wurden nach Angaben des Robert-Koch-Instituts im Jahr 2018 etwa 540 Fälle gemeldet. In diesem Jahr könnte es wieder hohe Fallzahlen geben, die meisten Fälle wurden bisher aus Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Bayern gemeldet. Laut RKI-Datenbank Survstat liegt die Zahl der gemeldeten Fälle in diesem Jahr derzeit bei 288. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich für verpflichtende Masern-Impfungen für Kinder in Kitas und Schulen ausgesprochen.

Zu den Gründen für die Zunahme der Krankheitsfälle in entwickelten Ländern gehört Impfmüdigkeit, verbunden mit der Angst vor angeblichen Nebenwirkungen. Die WHO zählt mangelnde Impfbereitschaft bereits zu den größten Gesundheitsrisiken der Welt. Es handelt sich nicht um ein abstraktes Risiko: Vor Einführung der Masern-Impfung starben 1980 nach WHO-Daten rund 2,6 Millionen Menschen an der Viruskrankheit, 2016 waren es noch rund 100.000, vor allem in ärmeren Ländern.

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