Leicht verzögerte Periode möglich |
Eine Covid-19-Impfung könnte den Menstruationszyklus geringfügig und klinisch nicht signifikant verlängern. / Foto: Getty Images/grinvalds
In der kürzlich im Fachjournal »Obstetrics & Gynecology« veröffentlichten retrospektiven Kohortenstudie war der Mensturationszyklus bei Frauen, die eine Covid-19-Impfung erhalten hatten, im Vergleich zu ungeimpften Frauen etwa einen Tag länger. Die Dauer der Monatsblutung blieb dagegen unbeeinflusst.
Die Arbeitsgruppe um Erstautorin Professor Dr. Alison Edelman von der Oregon Health & Science University, Portland, analysierte prospektiv erfasste Daten zum Menstruationszyklus von 3959 Frauen zwischen 18 und 45 Jahren, bei denen eine Schwangerschaft oder die Verwendung hormoneller Kontrazeptiva mindestens drei Monatszyklen zurücklag. Die anonymisierten Daten stammten aus einer App zur Überwachung der Fruchtbarkeit. Von der Studienpopulation wurden 2403 Frauen geimpft; die meisten erhielten Comirnaty® von Biontech/Pfizer (55 Prozent), gefolgt vom Moderna-Impfstoff Spikevax® (35 Prozent) und der Vakzine von Janssen (7 Prozent). Es wurden jeweils Daten zu drei aufeinanderfolgenden Zyklen vor der ersten Impfdosis sowie zu drei weiteren aufeinanderfolgenden Zyklen während beziehungsweise nach der Impfung herangezogen. Bei den 1556 Frauen, die als Vergleichskohorte dienten, wurden Daten für sechs aufeinanderfolgende Zyklen erhoben.
Das Team verglich den individuellen Durchschnittswert der Zyklus- und Menstruationslänge der drei Zyklen vor der Impfung mit den Zyklen der ersten und zweiten Impfdosis beziehungsweise mit den Zyklen vier und fünf bei den ungeimpften Teilnehmerinnen. Insgesamt war die Impfung mit einer Verlängerung des Zyklus von unter einem Tag verbunden. Der Zyklus während der ersten Impfdosis war durchschnittlich 0,71 Tage länger, der während der zweiten Impfdosis 0,91 Tage. Bei nicht geimpften Probandinnen wurden keine signifikanten Verlängerungen beobachtet. Der Unterschied in der Veränderung der Zykluslänge zwischen der geimpften und der ungeimpften Kohorte lag nach der ersten Impfdosis bei 0,64 Tagen und nach der zweiten Dosis bei 0,79 Tagen. Eine Veränderung der Periodendauer wurde weder innerhalb noch zwischen den Kohorten beobachtet.
Die Autorinnen und Autoren weisen darauf hin, dass die Fachgesellschaft »International Federation of Gynecology and Obstetrics« eine Variation der Zykluslänge als normal einstuft, sofern sie weniger als acht Tage beträgt.
Bei einer Untergruppe von App-Nutzerinnen (358), die zwei Impfstoffdosen im selben Menstruationszyklus erhalten hatten, beobachteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine durchschnittliche Verlängerung des Menstruationszyklus um zwei Tage. Bei 10,6 Prozent dieser Frauen war der Zyklus um acht oder mehr Tage verlängert im Vergleich zu 4,3 Prozent in der ungeimpften Kohorte. Diese Veränderung nahm in den zwei darauffolgenden Zyklen wieder ab, was laut den Autoren auf einen vorübergehenden Effekt hindeutet.
Eine mögliche Ursache für die Veränderung des Zyklus im Zusammenhang mit der Impfung könnte der Arbeitsgruppe zufolge eine starke Immunreaktion sein, die die Hypothalamus-Hypophysen-Eierstock-Achse vorübergehend beeinflussen könnte. Die Beobachtungen für Frauen, die zwei Dosen in einem einzigen Zyklus erhielten, unterstützten diese Hypothese.
»Unsere Ergebnisse sind beruhigend«, heißt es abschließend in der Publikation. »Wir stellen keine klinisch bedeutsame Veränderung der Zykluslänge im Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung auf Bevölkerungsebene fest.« Fragen zu anderen möglichen Veränderungen des Menstruationszyklus wie Menstruationssymptome oder unregelmäßige Blutungen blieben noch offen, schränkt die Arbeitsgruppe ein.
Ähnlich bewertet auch Dr. Diana W. Bianchi, Direktorin des Eunice Kennedy Shriver National Institute of Child Health and Human Development (NICHD) die Studienergebnisse. »Es ist beruhigend, dass die Studie nur eine geringe, vorübergehende Veränderung der Menstruation bei Frauen festgestellt hat«, sagte sie laut einer Pressemitteilung der National Institutes of Health (NIH). »Diese Ergebnisse bieten zum ersten Mal die Möglichkeit, Frauen dazu zu beraten, was sie von der Covid-19-Impfung erwarten können, damit sie entsprechend planen können.«
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