Lehre statt Offizin |
Wer Spaß am Lehren hat, für den könnte eine PTA-Schule ein attraktiver Arbeitsplatz sein. / Foto: Adobe Stock/contrastwerkstatt
Unterrichten mag verlockend wirken: viele Wochen unterrichtsfreie Zeit und ein gutes Gehalt ohne lästige Notdienste. Doch wer den Job als gemütliche Exitstrategie aus einer stressigen Apotheke sieht, ist laut Ellsässer auf dem Holzweg: »Man muss Freude an der Arbeit mit jungen Menschen haben und viel Elan und Energie mitbringen, um ihnen etwas beizubringen.« Die Apothekerin unterrichtet seit 1991 an einer staatlichen PTA-Schule in Berlin und fand darin ihren Traumjob.
»Verglichen mit dem naturwissenschaftlichen Studium arbeiten PTA-Lehrer dabei auf einem ganz anderen Niveau«, schildert sie. Ihnen müsse es gelingen, wissenschaftliche Fakten so zu vermitteln, dass sie Schüler mit mittlerer Reife erreichen. Dazu seien Spaß und Freude an der Arbeit sowie ein langer Atem, viel Geduld und eine ausgeglichene Art unabdingbar, findet Ellsässer.
»Besonders am Anfang ist die Unterrichtsvorbereitung sehr zeitaufwendig«, weiß die Lehrerin. »Das unterschätzen viele.« Denn hinter einer Unterrichtsstunde steckten oft zwei oder drei Stunden Vorbereitungszeit. Zusätzlich müssten Prüfungen erstellt und korrigiert werden. Als Vollzeitstelle seien an ihrer Schule beispielsweise 26 Unterrichtsstunden zu je 45 Minuten angesetzt. Lehrer unterrichten drei bis sechs verschiedene Fächer wie Galenik, Arzneimittelkunde und Chemie turnusmäßig. Berufsanfänger könnten dieses Pensum gar nicht schaffen. »Neulingen geben wir daher nie direkt die vollen Stunden und oft nur zwei oder drei Fächer«, schildert sie.
Mit der Zeit könnten sie dann auf bereits vorliegende Unterrichts- und Prüfungsmaterialien zurückgreifen, und die Unterrichtsvorbereitung werde somit weniger aufwendig. Ausruhen dürften sie sich darauf aber nicht: »Unser Fachbereich bleibt ja nicht stehen«, so Ellsässer. Sie passe ihre Unterrichtsthemen daher laufend an. »Ich alter Hase benötige zwischen sechs und zehn Stunden Vor- und Nachbereitung pro Woche.« Mit Korrekturen oder neuen Themen überschreite das auch mal eine 50-Stunden-Woche. Der Zeitbedarf sei jedoch individuell unterschiedlich und erfordere eine gute Organisation.
Sie selbst schätze die freie Zeiteinteilung und Flexibilität. Obwohl sie samstags und sonntags nicht unterrichtet, korrigiere oder arbeite sie oft lieber am Wochenende oder in den Ferien statt nachmittags nach dem Unterricht. Ihre Schüler seien meist zwischen 18 und 24 Jahren alt, doch habe sie auch schon 15- sowie 50-Jährige unterrichtet. Die kleine Klassenstärke von etwa 25 Schülern schaffe ein persönliches Miteinander mit der typischen Rolle eines Klassenlehrers.
»Als PTA-Schul-Lehrerin muss ich ein gutes pharmazeutisches Verständnis haben, um Lerninhalte zu vermitteln«, fasst Ellsässer zusammen. Lehrmethoden und -techniken könne jeder erlernen, doch Menschen etwas beibringen zu können, das sei eine Begabung. Dabei vor eine Klasse zu treten, sei eine ganz eigene Herausforderung. »Habe ich Lust darauf, vor Menschen zu sprechen? Kann ich Vorträge halten und wie geht es mir mit Fragen?« – die Apothekerin empfiehlt Interessierten, sich vor einer Bewerbung mit unter anderem diesen Fragen auseinanderzusetzen.
Elsässer selbst bewarb sich kurz nach ihrem Studium an der PTA-Schule des Lette Vereins Berlin. Damals waren neben ihrer Approbation als Apothekerin keine weiteren Vorkenntnisse nötig. Heute müssen angehende Lehrer darüber hinaus teilweise eine pädagogische Zusatzqualifikation parallel oder im Vorfeld absolvieren oder sich zum Fachapotheker für theoretische und praktische Ausbildung weiterbilden. Die Voraussetzungen hängen stark vom Bundesland sowie davon ab, ob die PTA-Schule staatlich oder privat geführt werde, erläutert Elsässer. Das gelte ebenso für die Bezahlung, die genaue Arbeitszeit und die Umsetzung des Lehrplans.
»Ich bin seit 30 Jahren PTA-Lehrerin an der gleichen Schule – und es ist mir noch nicht langweilig geworden«, resümiert sie.