Kinder haben geringeres Infektionsrisiko für Covid-19 |
In Deutschland werden mehrere große Studien, die herausfinden wollen, wie sich die Coronavirus-Pandemie auf Kinder auswirkt. / Foto: Adobe Stock/Photographee.eu
Kinder haben laut einer Studie der Universitätsmedizin Rostock ein geringeres Risiko an Covid-19 zu erkranken als Erwachsene. Die bereits seit längerem bestehende Vermutung sei nun in der Untersuchung bestätigt worden, teilte eine Sprecherin am Freitag mit. Die Forscher untersuchten demnach, ob Kinder bereits mit SARS-CoV-2 infiziert waren, ohne dass es bemerkt wurde, und ob sie eine Infektionsgefahr für Eltern und Großeltern darstellten.
«Bei Kindern verläuft die Erkrankung in der Regel ohne oder nur mit schwachen Symptomen», sagte der Abteilungsleiter für Tropenmedizin und Infektionskrankheiten, Professor Dr. Emil Reisinger. Da Infektionen von Kindern meist mit Infektionen der Eltern einhergehen, untersuchten die Forscher 401 Rostocker Mütter von insgesamt 666 Kindern zwischen null und 17 Jahren. In keinem der Rachenabstriche konnte das Team Covid-19-Viren nachweisen. Auch beim Antikörpertest waren alle Mütter negativ. «Diese Ergebnisse zeigen, dass bisher keine der Teilnehmerinnen mit Covid-19 infiziert war», sagte Petra Emmerich, Leiterin des Hochsicherheitslabors am Hamburger Tropeninstitut. Sie hatte von einem Rostocker Patienten das Virus isoliert und Tests im Rostocker Labor gemacht.
Zu ähnlichen Schlüssen sind Reisinger zufolge bereits Studien aus China, England und den USA gekommen: «Kollegen in Shanghai und Wuhan fanden heraus, dass Kinder unter 15 Jahren nur etwa ein Drittel so empfänglich für den Erreger sind wie Erwachsene.» Trotzdem hätten die Schul- und Kitaschließungen die Ausbreitung der Infektion deutlich verlangsamt.
In Mecklenburg-Vorpommern wurden der Unimedizin zufolge im März und April 699 Corona-Infektionen gemeldet. Fünf der Erkrankten waren jünger als vier Jahre. Acht der Infizierten waren zwischen fünf und neun Jahren alt, zwölf Kinder zwischen zehn und 14 Jahren. «Das bedeutet, dass nur etwa 0,7 Prozent aller Covid-19-Infektionen im Land bei Kindern unter vier Jahren und nur rund 3,6 Prozent bei Kindern unter 14 Jahren nachgewiesen wurden», erläuterte Reisinger.
In eine ähnliche Richtungen weisen erste Ergebnisse der Hamburger C19.CHILD-Studie. Bei älteren Kindern lassen sich häufiger Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachweisen als bei jüngeren – das ist das Zwischenfazit der Studie, die derzeit am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) läuft. Bei 36 von 2436 getesteten Kindern seien Antikörper im Blut gefunden worden, sagte die Direktorin der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des UKE, Professor Dr.Ania C. Muntau, am Freitag zu der vorläufigen Auswertung.
«Die Studienteilnehmer stammen aus allen Hamburger Stadtteilen und setzen sich aus 46,4 Prozent weiblichen und 53,6 Prozent männlichen Probanden aller Altersgruppen zusammen. Im Schnitt sind die Teilnehmenden 7,4 Jahre alt», teilte das UKE mit. Im Vergleich mit der Hamburger Kinderbevölkerung seien alle Altersgruppen gut in der Studie repräsentiert. Die junge und mittlere Altersgruppe bis zu 10 Jahren sei in der Studie etwas stärker vertreten, die Altersgruppe 10 bis 18 etwas schwächer.
Bei der Altersgruppe von 0 bis 9 Jahren ergab sich den Angaben zufolge 1 Prozent positive Antikörper-Nachweise, in der Altersgruppe 10 bis 18 Jahre waren es 2 Prozent. Der Unterschied sei statistisch signifikant. In die noch bis Ende Juni laufende Studie C19.CHILD Hamburg sollen Daten von rund 6000 gesunden und chronisch kranken Kindern und Jugendlichen mit und ohne Symptomen einer Covid-19-Infektion einbezogen werden. An der Studie beteiligten sich neben dem Kinder-UKE auch alle anderen Hamburger Kinderkliniken.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.